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die thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund. Im Rahmen multime-
thodischer Ansätze ist diese Form des Expertinnen- und Experteninterviews zu einem
zentralen Erhebungsinstrument geworden. Das theoriegenerierende Interview zielt
„auf die kommunikative Erschließung und analytische Rekonstruktion der ‚subjek-
tiven Dimension‘ des Expertenwissens.“521 In diesem werden die Expertinnen und
Experten befragt, weil deren Wissen Wirkmächtigkeit zukommt, indem „ihre Hand-
lungsorientierungen, ihr Wissen und ihre Einschätzungen die Handlungsbedingungen
anderer Akteure in entscheidender Weise (mit-)strukturieren und damit das Experten-
wissen die Dimension sozialer Relevanz aufweist.“522
Ein Leitfaden kann „die Offenheit des Interviewverlaufs gewährleisten“, wenn
dieser „nicht als zwingendes Ablaufmodell des Diskurses gehandhabt wird.“523
„Eine leitfadenorientierte Gesprächsführung wird beidem gerecht, dem thematisch
begrenzten Interesse des Forschers an dem Experten wie auch dem Expertenstatus des
Gegenübers. Die in die Entwicklung eines Leitfadens eingehende Arbeit schließt aus,
dass sich der Forscher als inkompetenter Gesprächspartner darstellt. […] Die Orientie-
rung an einem Leitfaden schließt auch aus, dass das Gespräch sich in Themen verliert,
die nichts zur Sache tun und erlaubt zugleich dem Experten seine Sache und Sicht der
Dinge zu extemporieren.“524
Eine „permanente Vermittlung zwischen dem Interviewverlauf und dem Leitfaden
[ist] notwendig.“525
„Grundsätzlich kann in Leitfäden die Folge und versuchte Lösung des Spannungsver-
hältnisses von Strukturierungsnotwendigkeiten auf der einen Seite und dem Interesse
an möglichst viel ‚Offenheit‘ und ‚Spontaneität‘ auf der anderen gesehen werden. Ob
und wie Leitfäden eingesetzt werden, muß und kann sich daher tatsächlich nur aus dem
Forschungsinteresse sowie aus der Ausrichtung einer Interviewmethode ergeben.“526
Es lassen sich „allgemeine Regeln für die Konstruktion von Leitfäden formulieren,
die zumindest einen groben Qualitätsmaßstab bieten“,527 wenn auch nicht diese, son-
521 Ebd., 38.
522 Ebd., 45.
523 Meuser, Michael/Nagel, Ulrike (2005): ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig
bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, Alexander/Littig,
Beate/Menz, Wolfgang (Hg.): Das Experteninterview [2002], 71–93, 78.
524 Meuser, Michael/Nagel, Ulrike (2005): ExpertInneninterviews – vielfach erprobt, wenig
bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, Alexander/Littig,
Beate/Menz, Wolfgang (Hg.): Das Experteninterview, 71–93, 77.
525 Flick, Uwe (2012): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung, 223.
526 Ullrich, Carsten, G. (2009): Deutungsmusteranalyse und diskursives Interview. Zeitschrift
für Soziologie 28(6), 429–447, 436.
527 Ebd.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279