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anderen Laternen bereits zu Hause seien. Eine Erklärung für die Abwesenheit von
Rw weiß Bw nicht. Rw kommentiert die vorwurfsvoll klingende Aussage von Bw
nicht und spricht während der Gruppendiskussion kaum. Auch auf die etwas später
von Bw an Rw gerichtete Frage, ob diese beim Martinsfest anwesend gewesen sei,
antwortet Rw nicht. Erst gegen Ende der Gruppendiskussion erwähnt sie kaum hörbar
mit den Worten „war nicht“616 ihre Abwesenheit beim Fest. Ansonsten unterhalten sich
die Kinder selbstläufig über das Pferd, das der Junge, der den Martin gespielt habe,
geritten habe und über die Kipferl, die sie zu essen bekommen hätten. Bw erzählt
erfreut, dass alle Kinder eine Laterne hätten, ist sich in Folge aber über ihre eigene
Feststellung unsicher und fragt nach, ob die Kinder in der Schule auch eine Laterne
hätten, wobei sie sich selbst eine bejahende Antwort gibt.
Die Gruppendiskussionen über das Opferfest wurden am Tag geführt, an dem das Fest
stattfand, wobei am selben Tag auch ein Geburtstagsfest gefeiert wurde. Da es für die
Kinder ein ereignisreicher Tag war, wurde die Dauer der Gruppendiskussionen kurz
gehalten.
Gruppendiskussion über Opferfest mit Bw und Rw: Das Gespräch mit den fünfjähri-
gen Mädchen, der katholischen Bw und der muslimischen Rw wurde nach dem Opfer-
fest mit den Kindern in einem separaten Raum geführt. Bei der Gesprächsführung
dominierten die Redebeiträge von Bw, wobei sich auch Rw immer wieder an dem
Gespräch beteiligte.
Bw meint sofort, nur kurz beim Fest dabei gewesen zu sein, weil sie, während
die anderen das Opferfest gefeiert hätten, mit einer Pädagogin die Vorschulmappe
gestaltet habe. Auch Rw, die bei der Diskussion über das Martinsfest über ihre
eigene Abwesenheit geschwiegen hat und diese erst am Ende leise mit zwei Worten
thematisiert hat, meint bei dieser Diskussion zu Beginn, dass sie bei diesem Fest nicht
anwesend gewesen sei.
Bw erwähnt Schokoladebonbons und Bilder, die sie von einer Frau, die den Kin-
dergarten besucht habe, geschenkt bekommen hätten, und auch Rw berichtet von der
Schokolade.
Gruppendiskussion über Opferfest mit Lm, Bm und Sw: Die Diskussion zwischen Lm,
einem vierjährigen, katholischen Jungen, Bm, einem fünfjährigen, muslimischen Jun-
gen und Sw, einem vierjährigen, katholischen Mädchen fand im Zimmer der Leiterin
statt. Die Leiterin begleitete die Kinder, die nach der Nachmittagsruhe munter gewor-
den waren, in das Zimmer. Die Rahmenbedingungen waren nicht optimal, weshalb die
Forscherin das Gespräch kurz hielt und es beendete, als sie merkte, dass die Kinder an
der Diskussion nicht mehr interessiert waren.
616 Gruppendiskussion über das Martinsfest mit Aw, Bw und Rw im Kindergarten in katholi-
scher Trägerschaft, 114.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279