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Die Kinder erzählen von Süßigkeiten, die sie von einer Frau, die in den Kindergar-
ten gekommen sei, bekommen hätten.
Gruppendiskussion über Opferfest mit Km und Om: An der Diskussion nahmen Km
und Om, zwei katholische, fünfjährige Buben, teil. Die Diskussion wurde in einem
separaten Raum, unmittelbar nach dem Opferfest, durchgeführt. Om dominierte auf-
grund seines Redeflusses das Gespräch.
Om berichtet ausführlich über den Besuch auf dem Bauernhof in der letzten
Woche. Vom Opferfest erwähnt er, dass eine Frau eine Geschichte erzählt habe und
allen Schokolade und ein Bild geschenkt habe. Auch Km erzählt von den Süßigkeiten,
die er bekommen habe. Auf Nachfragen weiß Om, dass er das Opferfest zu Hause
nicht feiere, den Grund dafür kenne er nicht. Om wisse nicht, wer das Opferfest feiere.
Er bezieht sich im selben Satz auf die Leiterin, die auch nichts von dem Fest gewusst
habe, dieses aber in ihrem Kalender gestanden habe.
Gruppendiskussion über Opferfest mit Mw und Pw: Die Diskussion mit Mw und Pw,
zwei fünfjährigen, katholischen Mädchen fand am Nachmittag nach dem Stattfinden
des Opferfestes in einem separaten Raum ohne Unterbrechung statt. Beide Mädchen
beteiligten sich in ungefähr gleichem Ausmaß an der Diskussion.
Die Kinder thematisieren das am gleichen Tag stattgefundene Geburtstagsfest und
erzählen im Anschluss von Schokolade, die sie von einer Frau bekommen hätten.
Sowohl Mw als auch Pw meinen, beim Opferfest nicht dabei gewesen zu sein, da sie
währenddessen mit einer anderen Pädagogin eine Vorschulmappe gestaltet hätten.
Gruppendiskussion über Adventskranz mit Mw, Lm und Fm: Die Diskussion fand in
einem separaten Raum statt, der den drei Kindern Lm und Fm, zwei fünfjährigen,
katholischen Buben und Mw, einem fünfjährigen, katholischen Mädchen gut vertraut
war. Die Diskussion fand vor dem Morgenkreis mit den Kindern statt.
Lm meint, dass die Armen keinen Adventskranz hätten. Diese Idee greift Fm auf
und betont, dass die Armen und Schwarzen keinen Adventskranz hätten, weil diese
arm seien. Lm ergänzt diese Feststellung mit den Alten, die auch keinen Adventskranz
hätten, weil diese auch arm seien. Dass die Alten, die Armen und die Schwarzen
keinen Adventskranz haben, wird von der gesamten Gruppe bestätigt.
Gruppendiskussion über Osterfest mit Bw und Mw: An der Diskussion beteiligten
sich Bw und Mw, zwei katholische, fünfjährige Mädchen. Die Diskussion wurde nach
dem Osterfest und der Ostermahlzeit mit den Kindern im Garten geführt, wobei der
Impuls von der Forscherin kam. Mw fragt die Forscherin, warum diese beim Osterfest
nicht anwesend gewesen sei. Sie zählt auf, wer von den Kindern nicht beim Osterfest
gewesen sei, wobei sie den Grund für deren Abwesenheit nicht wisse. Bw erzählt von
den Liedern, die sie während des Festes gesungen hätten, und Mw erinnert an die
Schokolade, die sie bekommen hätten.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279