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Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten - Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
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© Waxmann Verlag GmbH. Nur für den privaten Gebrauch. 146 die Hände so zu halten, wie sie dies von zu Hause gewohnt seien. Dennoch machten die Kinder manchmal ein Kreuzzeichen, obwohl sie zu Hause nicht so beten würden. Die Pädagoginnen wissen nicht, ob die Eltern und Kinder es gutheißen würden, wenn die Feste ihrer Religion im Kindergarten gefeiert würden. Sie sehen es als Auf- gabe der Eltern, den Kindern die religiösen Ausdrucksformen der jeweiligen Religion zu erklären und meinen, selbst zu geringes und ausschließlich oberflächliches Wissen über andere Religionen zu besitzen, weshalb sie es vorzogen, über diese zu schweigen, anstatt den Kindern „Blödsinn“623 zu erzählen. Eine Pädagogin tritt dafür ein, nicht alle Feste im Kindergarten zu feiern, da es zu viele wären, aber im Morgenkreis kurz zu besprechen, welches Fest am jeweiligen Tag gefeiert werde und den Kindern, die dieses Fest feiern, die Möglichkeit zu geben, davon zu erzählen. Die andere Pädagogin gibt zu bedenken, dies bereits versucht zu haben, dass die Kinder im Morgenkreis, wenn sie Feste thematisiere, allerdings nichts von diesen erzählten. Als Grund hierfür vermutet sie, dass es den Kindern peinlich sei, davon zu sprechen, weil sie merkten, ein bisschen anders zu sein. Auch auf die Frage, welche Gotteshäuser die Kinder besuchten, bekomme die Pädagogin von den Kindern keine Antwort. Die Kinder seien an anderen Religionen nicht wirklich interessiert, sie hörten zwar zu, seien aber an anderen Dingen mehr interessiert. Dies habe sich beispielsweise bei einem Spazier- gang gezeigt, bei dem sie an einer Moschee vorbeigekommen seien und die Pädagogin ihnen etwas über diese zu erklären versucht habe, der vorbeischwimmende Schwan die Kinder aber mehr interessiert hätte. Bei einem Moscheebesuch im vergangenen Jahr seien die nichtmuslimischen Kinder zuerst an der Moschee interessiert gewesen, hätten sich allerdings bald den muslimischen Kindern, die in der Moschee herumge- laufen seien, angeschlossen. Die älteren Frauen, die den Kindern das Herumlaufen erlaubt hätten, hätten ausschließlich den Pädagoginnen etwas über die Moschee erklärt. Die Pädagogin habe nach dem Besuch das Gefühl beschlichen, in einer Turnstunde gewesen zu sein. Die Pädagogin sei von dieser Situation befremdet gewesen, da sie vorher noch nie in einer Moschee gewesen sei und das Verhalten, das die Kinder in der Moschee zeigten, in einer Kirche nicht hätte sein dürfen, da sich Kinder in der Kirche „normal“ verhalten.624 Die Kinder fragten manchmal, warum bestimmte Kinder kein Fleisch essen würden, worauf die Pädagogin als Grund auf das Verbot der Mutter des Kindes verweise. Diese Erklärung „funktioniert recht gut“625 und es sei nach Meinung der Pädagogin dasselbe, wenn Kinder Allergien oder eine Zuckerkrankheit hätten. Mit der Aufnahme eines Kindes in den Kindergarten müsse auch ein passendes Essen für dieses Kind gewährleistet sein und das Kind solle nicht ausschließlich ein Butterbrot vorgesetzt bekommen, was allerdings in einem kleinen Kindergarten schwierig umzu- setzen sei, da viele unterschiedliche Anforderungen, insbesondere innerislamische, an das Essen gestellt werden würden. Für das geplante Osterfest sei es schwierig gewesen, eine Person zu finden, die bereit gewesen sei, dieses mit den Kindern zu 623 Gruppendiskussion mit Pädagoginnen im Kindergarten in katholischer Trägerschaft, 267. 624 Ebd., 209. 625 Ebd., 63f.
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Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
Title
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Subtitle
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
Author
Helena Stockinger
Publisher
Waxmann Verlag GmbH
Location
Münster
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8309-8648-5
Size
16.5 x 23.5 cm
Pages
280
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Einleitung 11
  2. Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
  3. 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
  4. 2. Ausgangslage der Forschung 14
  5. 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
  6. 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
  7. 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
  8. 6. Begriffliche Klärungen 20
    1. 6.1 Allgemeine Begriffsklärung 21
    2. 6.2 Bildung und Erziehung 22
    3. 6.3 Kultur 24
    4. 6.4 Verhältnis Kultur und Religion 26
    5. 6.5 Religion und Religiosität 26
    6. 6.6 Wahrnehmung und Ausdrucksformen 30
    7. 6.7 Religiöse Bildung 32
    8. 6.8 Pluralität – Differenz 35
    9. 6.9 Religiöse Differenz 40
  9. Teil II: Forschungsstand 41
  10. 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
    1. 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
    2. 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
      1. 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
      2. 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
      3. 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
      4. 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
      5. 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
      6. 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
    3. 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
  11. 2. Forschungsfrage 60
  12. 3. Anliegen der Studie 60
  13. 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
    1. 4.1 Kognitive Entwicklung der Kinder im Vorschulalter 62
    2. 4.2 Soziale und emotionale Entwicklung der Kinder im Vorschulalter 65
    3. 4.3 Bedeutung der entwicklungspsychologischen Erkenntnisse für die Studie 67
  14. 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
    1. 5.1 Drei Ebenen der Anerkennungsprozesse 71
    2. 5.2 Methodische Zugänge in der Kindheitsforschung 75
  15. Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
  16. 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
    1. 1.1 Prinzipien qualitativ-empirischer Forschung 81
    2. 1.2 Datenerhebung 85
    3. 1.3 Triangulation innerhalb der qualitativen Forschung 87
  17. 2. Ethnographischer Zugang 89
  18. 3. Grounded Theory 90
    1. 3.1 Grundannahmen der Grounded Theory nach Corbin und Strauss 90
    2. 3.2 Datenanalyse mittels Grounded Theory 91
  19. 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
  20. 5. Begründung der Forschungszugänge 96
  21. 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
    1. 6.1 Teilnehmende Beobachtung 100
    2. 6.2 Gruppendiskussion 101
    3. 6.3 Gruppendiskussionsverfahren in der Kindheitsforschung 103
    4. 6.4 Expertinnen- und Experteninterview 105
  22. Teil IV: Untersuchungsdesign und ­ durchführung 108
  23. 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
    1. 1.1 Expertinnen- und Experteninterview mit den Leitungen der beiden Kindergärten 108
    2. 1.2 Teilnehmende Beobachtung 109
    3. 1.3 Gruppendiskussionen mit den Kindern 110
      1. 1.3.1 Von den Kindern initiierte Gruppendiskussionen 111
      2. 1.3.2 Von der Forscherin initiierte Gruppendiskussionen 111
    4. 1.4 Gruppendiskussionen mit den Pädagoginnen 113
  24. 2. Auswahl der Kindergärten 114
  25. 3. Untersuchungsdurchführung 117
    1. 3.1 Feldzugang 117
    2. 3.2 Einverständniserklärungen 118
    3. 3.3 Datenerhebung 119
    4. 3.4 Dokumentation der Daten 119
    5. 3.5 Transkription der erhobenen Daten 120
  26. 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
    1. 4.1 Reflexion des Rollenverständnisses der Forscherin 121
    2. 4.2 Beeinflussung des Kontextes durch den Gang in das Feld 122
    3. 4.3 Unbeabsichtigte Expertinnenrolle der Forscherin 122
    4. 4.4 Verfügbarkeit von Zeit-, Raum- und Personalressourcen 123
  27. Teil V: Auswertung 124
  28. 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
  29. 2. Darstellung der Kindergärten 125
    1. 2.1 Kindergarten in katholischer Trägerschaft 125
      1. 2.1.1 Feldzugang 125
      2. 2.1.2 Trägerschaft 126
      3. 2.1.3 Rahmenbedingungen 126
      4. 2.1.4 Personelle Besetzung 127
      5. 2.1.5 Kindergartenraum 127
      6. 2.1.6 Soziodemographische Daten der Kinder 127
      7. 2.1.7 Tagesablauf 128
    2. 2.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft 129
      1. 2.2.1 Feldzugang 129
      2. 2.2.2 Trägerschaft 130
      3. 2.2.3 Rahmenbedingungen 130
      4. 2.2.4 Personelle Besetzung 130
      5. 2.2.5 Kindergartenraum 131
      6. 2.2.6 Soziodemographische Daten der Kinder 131
      7. 2.2.7 Tagesablauf 132
  30. 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
    1. 3.1 Expertinnen- und Experteninterview 134
      1. 3.1.1 Kindergarten in katholischer Trägerschaft 134
      2. 3.1.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft 135
    2. 3.2 Teilnehmende Beobachtung (mit Blick auf religiöse Differenz) 136
      1. 3.2.1 Kindergarten in katholischer Trägerschaft 136
      2. 3.2.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft 137
    3. 3.3 Gruppendiskussionen mit den Kindern 138
      1. 3.3.1 Kindergarten in katholischer Trägerschaft 139
      2. 3.3.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft 142
    4. 3.4 Gruppendiskussionen mit den Pädagoginnen 144
      1. 3.4.1 Kindergarten in katholischer Trägerschaft 145
      2. 3.4.2 Kindergarten in islamischer Trägerschaft 147
  31. 4. Datenauswertung 149
    1. 4.1 Umgang mit religiöser Differenz durch den Kindergarten 152
      1. 4.1.1 Konzeptuelle Überlegungen zu Religion und religiöser Differenz 152
      2. 4.1.2 Erkennbare Elemente religiöser Differenz 156
      3. 4.1.3 Verbale Kommunikation über religiöse Differenz 162
      4. 4.1.4 Dominanz einer Religion 167
    2. 4.2 Umgang mit und Thematisierung von religiöser Differenz durch die Kinder 168
      1. 4.2.1 Interesse an religiöser Differenz 168
      2. 4.2.2 Frage der Zugehörigkeit 174
      3. 4.2.3 Umgang mit Meinungsverschiedenheiten in Diskussionen 178
      4. 4.2.4 Zugehörigkeitsstreben der Kinder 180
      5. 4.3 Zusammenschau der beiden Kernkategorien 181
  32. Teil VI: Diskussion 183
  33. 1. Der Kindergarten als Organisation 183
    1. 1.1 Organisation und Umwelt 184
    2. 1.2 Der Kindergarten als gesellschaftlicher Raum 185
    3. 1.3 Familie und das familiäre Umfeld 186
    4. 1.4 Der Kindergarten als lernende Organisation 189
    5. 1.5 Organisationskultur – Kindergartenkultur 190
  34. 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
    1. 2.1 Organisationsentwicklung 196
      1. 2.1.1 Den Kindergarten als safe space entwickeln 196
      2. 2.1.2 Entwicklung der jeweiligen Organisation unterstützen 212
      3. 2.1.3 Selbstevaluation des jeweiligen Kindergartens anbieten 215
    2. 2.2 Bildungsangebotsentwicklung 218
      1. 2.2.1 Situationen im Kindergartenalltag als Lernchance erkennen 218
      2. 2.2.2 Sachlich richtige Erklärungen zu religiöser Differenz anbieten 221
      3. 2.2.3 Initiativen zur Förderung des Umgangs mit Differenz anleiten 223
    3. 2.3 Personalentwicklung 226
      1. 2.3.1 Bedeutung und Aufgaben der im Kindergarten Tätigen anerkennen 227
      2. 2.3.2 Ursachen für geringe Thematisierung religiöser Differenz ernstnehmen 231
      3. 2.3.3 Interreligiöse Aspekte der Aus-, Fort- und Weiterbildung forcieren 236
  35. 3. Rückblick – Ausblick 244
    1. 3.1 Blick auf Kinder 244
    2. 3.2 Blick auf die Organisation 245
    3. 3.3 Forschungsdesiderate 245
  36. Literatur 247
  37. Tabellen­ und Abbildungsverzeichnis 276
  38. Anhang 277
  39. Abstract 279
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