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den.628 Die Datenauswertung bezieht sich ausschließlich auf die qualitativ-empirisch
erhobenen Daten, alle Aussagen sind in diesen verankert und die Lebenswirklichkeit
der beiden Kindergärten wird systematisch abgebildet und Tendenzen der Kindergär-
ten beschrieben. Zusätzliche Datenerhebung in den beiden ausgewählten Kindergär-
ten hätte im Hinblick auf die Forschungsfrage zu keinen weiteren Aussagen geführt,
deshalb gelten die dargestellten Kategorien als gesättigt. In anderen Kontexten treten
vermutlich noch andere Ausdifferenzierungen auf, die in den beiden Kindergärten in
Österreich nicht vorzufinden waren. Die Darstellung wird anhand einiger kurzer Tran-
skriptabschnitte ergänzt.
Die Datenauswertung nach den Grundlagen der Grounded Theory wird im Folgen-
den, entsprechend der zugrunde liegenden doppelperspektivischen Forschungsfrage,
in zwei Teilen dargestellt. Im ersten Teil wird der „Umgang mit religiöser Differenz
im Kindergarten“ beschrieben, während im zweiten Teil der „Umgang mit und die
Thematisierung von religiöser Differenz durch die Kinder“ im Mittelpunkt steht und
in einem abschließenden Teil die Zusammenschau und Verknüpfung dieser beiden
Bereiche erfolgt.
Alle erhobenen Daten wurden offen kodiert, wobei dies nach Sinneinheiten erfolgte,
was mit Hilfe des Computerprogramms Atlas-Ti gut und übersichtlich möglich war.
Parallel zum Kodieren wurden Kodenotizen, die die Kodes erklären oder weiterfüh-
rende Gedanken beinhalten, sowie Memos angefertigt. Die Memos, die zum Großteil
auch Fragen erhielten, erwiesen sich beim Vorgang des Kategorisierens hilfreich.
Nachfolgend wird anhand einer kurzen Sequenz eines Redebeitrags629 aus einer
Gruppendiskussion mit den Pädagoginnen die Vorgangsweise des offenen Kodierens
veranschaulicht, wie diese an allen erhobenen Daten durchgeführt wurde.630
124 1Hw: Ich weiß nicht. Also von ihr. Is e./2Ich hab so das Gfühl (.) ja. Ahm./3Dass sie das
wirklich versteht/4und
125 dass ihr das zu Hause gut erklärt wird, warum./5Also für sie ist dann auch kein Problem,
(.)/6oder sie macht
126 auch kein Theater,/7wenn sie abgeholt wird/8sondern sie sagt erfreulich Tschü:::üss,/9ich
geh jetzt nach
127 Hause/10und das ist überhaupt kein Thema. Ja, also. (1)/11Weil sie kriegt auch mit, dass
wir proben/12und
128 soweiter, ja und so./13Und sie weiß schon, dass ein ein Fest ist/14und sie weiß auch im
Nachhinein, jetzt
129 gestern war das Fest und so./15Aber für sie ist eigentlich kein Problem./16Also ich
glaub,/17dass da die Eltern
130 das einfach wirklich gut zu Hause mit ihr auch auch erklären. (2)/18Ja. Mein Eindruck.
628 Aufgrund der Zusicherung von Anonymität werden die jeweiligen Transkripte nicht
veröffentlicht, sondern ausschließlich einige kurze Beispiele, großteils paraphrasiert, zur
Veranschaulichung eingefügt.
629 Expertinneninterview mit Leiterin im Kindergarten in katholischer Trägerschaft, 124–130.
630 Die Schrägstriche sowie die kleinen Ziffern wurden ausschließlich in diesem Beispiel
eingefügt, um die Untergliederung der kodierten Satzteile zu markieren.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279