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Eltern, warum Kinder bei christlichen oder islamischen Festen mitfeiern müssten,
verhindert.
Information über Feste, ohne diese zu feiern
Informationen über Feste sowohl der größeren Religionen als auch der kleineren Reli-
gionen werden den Kindern vermittelt, ohne die Feste im Kindergarten zu feiern. Im
Kindergarten in islamischer Trägerschaft werden christliche ebenso wie islamische
Feste thematisiert, indem die Hintergründe der Feste geschildert werden und die Kin-
der symbolische Geschenke bekommen. Die Geschenke können zwischen christlichen
und muslimischen Kindern variieren; so bekommen die christlichen Kinder zu Ostern
einen Schokoladehasen und die muslimischen Kinder Schokolade. Die Kritik der
Eltern bleibt somit aus, warum Feste von verschiedenen Religionen gefeiert werden.
Sichtbarkeit von Religion im Kindergartenalltag
Religiöse Symbole und Bilder im Kindergartenraum
Religiöse Symbole und Bilder können im Kindergartenraum sichtbar sein. Im Kinder-
garten in katholischer Trägerschaft ist der Gruppenraum nach dem nächsten christli-
chen Fest geschmückt und mit Materialien diesbezüglich ausgestattet. Dies wird durch
dem Thema entsprechende Werkarbeiten zum Ausdruck gebracht, durch festlichen
Schmuck, der von der Kindergartenpädagogin mitgebracht wird wie beispielsweise
einem Adventskranz, einer Krippe, einem aufgestellten Weg zur Krippe mit Maria und
Josef und einem Adventskalender zur Adventszeit, und durch Bücher zu religiösen
Festen wie dem Weihnachtsfest oder dem Martinsfest. Ausschließlich Symbole oder
festliche Gestaltung der größeren Religion finden sich im Kindergarten. Symbole, Bil-
der oder Schriftzeichen anderer Religionen tauchen nicht auf. Das Gebäude des Kin-
dergartens ist durch einen Gang mit einer katholischen Kirche verbunden.
Im Kindergarten in islamischer Trägerschaft sind im Gruppenraum keine religiösen
Symbole zu finden, weder zum Islam noch zu anderen Religionen. Der Gruppenraum
wird je nach Jahreszeit entsprechend geschmückt. Bücher, die Religion direkt the-
matisieren, sind keine vorhanden. Im Kindergarten in islamischer Trägerschaft gibt
es ein Koranzimmer, in dem der Religions- beziehungsweise Koranunterricht für die
muslimischen Kinder stattfindet, und eine Moschee, in die die Kinder am Freitag zum
Freitagsgebet gehen. In dem Koranzimmer hängen Informationen über den Propheten
Mohammed und arabische Suren an der Wand.
Kleidung und Schmuck
Anhand von Kleidung und Schmuck der Kinder, Pädagoginnen oder Eltern kann reli-
giöse Differenz im Kindergarten erkennbar sein. Im Kindergarten in katholischer Trä-
gerschaft tragen einige Kinder eine Kette mit einem Kreuz oder ein Armband mit
katholischen Motiven. Einige Eltern tragen ein Kopftuch oder haben ein Bindi auf
der Stirn. Es treten Situationen auf, in denen Kinder Unterschiede bemerken, wie bei
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279