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geschenkt.773 Dieses Schweigen der Kinder der kleineren Religionen über ihre Reli-
gion zeigt sich auch in anderen Forschungsprojekten. „In a classroom where the majo-
rity are Christian, there may be the tendency for those of other religions to fall silent,
so these students need to be given an equal platform with their peers.“774 Die Tendenz,
eigene religiöse Einstellungen nicht offenzulegen, sondern diese privat zu halten, stellt
auch Olga Schihalejev in ihrem Forschungsprojekt in Estland fest.775 „Religiously affi-
liated students valued […] preferred mostly to use a code of conduct to keep their reli-
gious convictions private.“776 Ebenso wird im Forschungsprojekt von Julia Ipgrave ein
starker Kontrast zwischen Kontexten deutlich, in denen religiöses Ausdrucksverhal-
ten von Interaktionen ferngehalten wird und welchen, in denen dieses wertgeschätzt
wird und diesem erlaubt wird, einen Beitrag zum Leben in der Schule zu leisten. Dies
wirkt sich nicht ausschließlich auf das persönliche Wohlbefinden, sondern auch auf
das generelle Wohlbefinden der Schulgemeinschaften, die von der vollen Partizipation
der Mitglieder profitieren, aus.
„There is a sharp contrast between contexts where religious expression is stigmatised
and excluded from teenage interaction and those where it is valued and permitted to
contribute to the life of school. The issue is not just the personal well-being of indivi-
duals who might be marginalised or discriminated against (although that is of concern),
but also the general well-being of school communities that seek to include and benefit
from the full participation of all members.“777
Inklusion und Integration, nicht Assimilation werden gefordert. Religiöse Studierende
sollten die Möglichkeit haben, ihre religiöse Perspektive zu thematisieren und diese
nicht zu verstecken.
„Cohesion and diversity require inclusion and integration, but not assimilation; as
different members of society come together, they should retain the distinctions that
constitute diversity. These distinctions run deeper that mere identity-signifiers (Sikh,
Christian, Muslim), they entail strongly felt reasons and motivations. Therefore,
‚religious‘ students should not have to put aside their religious perspectives to engage
with their peers and those peers have an obligation (in the interests of inclusion) to be
responsive to them and their contributions.“778
773 Vgl. Kapitel „Dominanz einer Religion“ (Teil V, 4.1.4).
774 Engebretson, Kath (2009): In your shoes: inter-faith education for Australian religious
educators. Ballan: Connor Court Publishing, 166.
775 Vgl. Schihalejev, Olga (2010): From Indifference to Dialogue? Estonian Young People,
the School and Religious Diversity. Münster u. a.: Waxmann.
776 Ebd., 151.
777 Ipgrave, Julia (2014): Relationships between local patterns. In: Arweck, Elisabeth/Jack-
son, Robert: Religion, Education and Society, 13–25, 23.
778 Ebd.
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279