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Supervisorin oder eines Supervisors, verdeutlichen, dass religiöse Differenz nicht die
Angelegenheit einer einzelnen Person im Kindergarten ist, sondern ein gemeinsames
Anliegen. Fortbildungen, die sich den Wünschen eines Teams widmen, können kon-
textsensibel auf den konkreten Kindergarten und dessen Situation eingehen.
2.1.2.2 Unterstützung durch die Trägerschaft und die Leitung
Sowohl die Trägerschaft als auch die Leitung des Kindergartens haben einen Einfluss
auf die Dynamik in der jeweiligen Einrichtung.830 Eine Offenheit der Trägerschaft für
die Auseinandersetzung mit religiöser Differenz kann eine wesentliche Voraussetzung
für einen offenen und kompetenten Umgang mit religiöser Differenz in elementaren
Bildungseinrichtungen sein. Hat Religion aus Sicht der Trägerschaft generell keinen
Platz im Kindergartenalltag oder sollte nur die Religion oder Konfession der Trä-
gerschaft im Kindergarten thematisiert und erkennbar werden, ist es schwierig, eine
differenzsensible Organisation zu entwickeln, in der die im Kindergarten Beteiligten
gegenüber Menschen aller Religionen offen sind und ihnen Anerkennung entgegen-
bringen. Eine Trägerschaft, die die Bedeutung der Offenlegung von religiöser Diffe-
renz forciert und bereit ist, Menschen aller Religionen anzuerkennen, kann eine gute
Basis für differenzsensiblen Umgang in elementaren Bildungseinrichtungen bilden.
Die Trägerschaft kann für die Bedeutung der bewussten Wahrnehmung, der Ausein-
andersetzung und der Thematisierung von religiöser Differenz sensibilisieren sowie
die Pädagoginnen und Pädagogen ermutigen, an Fort- und Weiterbildungsangeboten
teilzunehmen. Die Bedeutung der Unterstützung durch die Träger wird auch im For-
schungsprojekt von Schweitzer, Edelbrock und Biesinger erwähnt.831
2.1.2.3 Entwicklung von Konzepten zum Umgang mit religiöser Differenz
Bereits vorliegende Konzepte legen den Fokus auf Bildungsangebote, manchmal
berücksichtigen sie auch das Personal, doch blenden sie die Ebene der Organisation
aus, die sich im Hinblick darauf, wie Kinder religiöse Differenz thematisieren, als
relevant erweist. Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass Bildungsangebote
ausschließlich ein Teilbereich einer größeren Entwicklung sind, die den gesamten Kin-
dergarten betrifft.832 Interreligiöse Konzepte bedürfen den kontextuell weiter gefassten
830 Vgl. Kapitel „Konzeptuelle Überlegungen zu Religion und religiöser Differenz (Teil V,
4.1.1).
831 Vgl. Blaicher, Hans-Peter/Haußmann, Annette/Wissner, Golde/Ilg, Wolfgang/Kaplan,
Murat/Biesinger, Albert/Edelbrock, Anke/Schweitzer, Friedrich (2011): Interreligiöse
Bildung in Kindertagesstätten in empirischer Perspektive. Vertiefte Auswertungen zur
Tübinger Studie. In: Schweitzer, Friedrich/Edelbrock, Anke/Biesinger, Albert (Hg.):
Interreligiöse und interkulturelle Bildung in der Kita, 147–222, 185.
832 Vgl. Kapitel „Zusammenschau der beiden Kernkategorien“ (Teil V, 4.3).
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279