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nikationsstrukturen, die in der Gründungsphase noch auf Personalbeziehungen von
Angesicht zu Angesicht basierten, […] zu einem System von Kontrollen und Anreizen
entwickeln.“897 Die dritte Phase der Führung bezieht sich primär auf das Management.
Die Hauptaufgabe besteht darin, die Angst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor
Veränderungen sowie vor Kompetenzverlust zu berücksichtigen und zu bekämpfen.898
In der vierten Phase der Führung geht es „um das Entwickeln von Regeln und Normen
im Umgang mit Aspekten wie Sicherheit und Produktivität.“899
Deutlich wird in der Auflistung der verschiedenen Aufgaben der Führungsperson
je nach Phase der Organisation, dass es nicht einen einzigen Führungsstil gibt, sondern
Führungskräfte sich den jeweiligen Situationen in der Organisation anpassen.900 Als
Leitung gilt es, die Bereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Veränderun-
gen und ihre damit verbundenen Ängste zu berücksichtigen und ernst zu nehmen.901
Veränderungen sollten nur dann initiiert werden, wenn die Führungskräfte „die Nor-
men, Traditionen und abweichenden Praktiken der Gruppe verstanden haben. Um zu
verstehen, was wirklich abläuft, müssen sie fragen.“902
In elementaren Bildungseinrichtungen, in denen bei der Gründung des Kinder-
gartens die Anerkennung religiöser Differenz nicht als Wert gegeben war, kann diese
im Nachhinein als Wert etabliert werden, wobei besonders auf die Kommunikations-
strukturen sowie auf Vorbehalte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen und
Leitideen im Umgang mit religiöser Differenz zu entwickeln sind.
2.3.1.2 Bedeutung und Aufgaben der Pädagoginnen und Pädagogen
Die Bedeutung der Pädagoginnen und Pädagogen für den Umgang mit religiöser Dif-
ferenz903 und für die Kommunikation über Religion und religiöse Differenz wurden in
der Untersuchung deutlich.
„Durch die zunehmende Wissensbasierung aller gesellschaftlichen und ökonomischen
Prozesse steigt der Bedarf in Organisationen an Kommunikation und Interaktion zur
Steuerung komplexer Wissensprozesse. Die nähere Betrachtung der Prozesse der Wis-
sensgenerierung, des Wissenstransfers und der Wissensnutzung als vorrangig sozial-
kommunikative und sozial-interaktive Prozesse machen es dringend erforderlich, dass
die Perspektive auf Kompetenz- und Personalentwicklung in Organisationen zentral
897 Ebd.
898 Vgl. ebd., 109.
899 Ebd.
900 Vgl. ebd.
901 Vgl. Kapitel „Verbale Kommunikation über religiöse Differenz“ (Teil V, 4.1.3).
902 Schein, Edgar H. (2010): Prozess und Philosophie des Helfens. Bergisch Gladbach:
Andreas Kohlhage, 127.
903 Vgl. Kapitel „Erkennbare Elemente religiöser Differenz“ (Teil V, 4.1.2) und Kapitel
„Verbale Kommunikation über religiöse Differenz“ (Teil V, 4.1.3).
Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Title
- Umgang mit religiöser Differenz im Kindergarten
- Subtitle
- Eine ethnographische Studie an Einrichtungen in katholischer und islamischer Trägerschaft
- Author
- Helena Stockinger
- Publisher
- Waxmann Verlag GmbH
- Location
- Münster
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-8648-5
- Size
- 16.5 x 23.5 cm
- Pages
- 280
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Einleitung 11
- Teil I: Theoretische Grundlagen und Begriffsklärungen 12
- 1. Praktisch-theologische Herangehensweise 12
- 2. Ausgangslage der Forschung 14
- 3. Das Recht der Kinder auf Differenz 16
- 4. Chancen und Herausforderungen der Religionspädagogik 17
- 5. Religiöse Differenz in elementaren Bildungseinrichtungen 18
- 6. Begriffliche Klärungen 20
- Teil II: Forschungsstand 41
- 1. Forschungsergebnisse zum Umgang mit religiöser Differenz 41
- 1.1 Ausgewählte Studien mit Kindern im Grundschulalter 42
- 1.2 Empirische Studien mit Kindern in der Elementarpädagogik 46
- 1.2.1 Eva Hoffmann: Interreligiöses Lernen im Kindergarten? 46
- 1.2.2 Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger, Anke Edelbrock: Tübinger Projekte 48
- 1.2.3 David Elkind: Erforschung der Glaubensentwicklung 52
- 1.2.4 Ina ter Avest: Erfahrungen im Umgang mit dem Anderen 53
- 1.2.5 Daniel Bar-Tal: Konzept eines „Arabers“ in Israel 54
- 1.2.6 Paul Connolly et al.: Einstellung gegenüber Gruppen in Nordirland 55
- 1.3 Zusammenfassung der Forschungsergebnisse 58
- 2. Forschungsfrage 60
- 3. Anliegen der Studie 60
- 4. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse 62
- 5. Möglichkeiten und Grenzen der Kindheitsforschung 67
- Teil III: Methodologische Zugänge der Studie 81
- 1. Qualitativ-empirische Forschung 81
- 2. Ethnographischer Zugang 89
- 3. Grounded Theory 90
- 4. Thematisches Kodieren nach Uwe Flick 94
- 5. Begründung der Forschungszugänge 96
- 6. Überblick über die angewendeten Methoden 98
- Teil IV: Untersuchungsdesign und durchführung 108
- 1. Angewendete Methoden bei der Untersuchung 108
- 2. Auswahl der Kindergärten 114
- 3. Untersuchungsdurchführung 117
- 4. Reflexion der Untersuchungsdurchführung 121
- Teil V: Auswertung 124
- 1. Hinweise zur Auswertung in der vorliegenden Studie 124
- 2. Darstellung der Kindergärten 125
- 3. Kurze Fallbeschreibungen 133
- 4. Datenauswertung 149
- Teil VI: Diskussion 183
- 1. Der Kindergarten als Organisation 183
- 2. Plädoyer: Entwicklung einer Kultur der Anerkennung religiöser Differenz 194
- 3. Rückblick – Ausblick 244
- Literatur 247
- Tabellen und Abbildungsverzeichnis 276
- Anhang 277
- Abstract 279