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standard German is generally accepted (for Austrian German cf. Reiffenstein
1973 and Wiesinger 1983a 16)“ (Scheuringer 1985: 447).
Einen empirisch fundierten pluriarealen Zugang zur Beschreibung regionaler
Variation der deutschen Sprache in Deutschland wählte Nina Berend (2005)17. Sie
hat regionale Gebrauchsstandards untersucht
– also Varietäten, die über ein hohes
Prestige verfügen und sowohl im informellen, als auch im formellen Kontext
gebraucht werden. Die Autorin positioniert diese regionalen Gebrauchsstandards
unter dem kodifizierten Standard, aber über den Dialekten und Umgangssprachen.
Sie beschreibt damit den „deutschen Sprechstandard“ (ähnlich dem von Durrell
eingeforderten ‚colloquial German‘, ‚allemand populaire‘, Durrell 2003) und
unterscheidet vier sprechsprachliche regionale Gebrauchsstandards: norddeut-
scher Sprechstandard, mitteldeutscher Sprechstandard, Südwest- Sprechstandard,
Südost- Sprechstandard. Als sprechsprachliche linguistische Varianten seien bei-
spielhaft angeführt: <eine> wird realisiert als „eine – ne – a/e“; <nicht> wird
realisiert als „nicht
– nich
– net“ oder die e- Apokope in der 1. Pers. Sg. des Verbs
(find ich, sag ich, mach ich etc.) wird in ihrem Material zu 98,8 % realisiert (Berend
2005, 148 ff). Einen ähnlichen, in dem Fall alemannischen, Regionalstandard
bestätigen die Ergebnisse von Spiekermann (2008, siehe auch Spiekermann 200518).
Mittlerweile hat sich im Rahmen detaillierter empirischer linguistischer Ana-
lysen durch die Weiterentwicklung der Korpuslinguistik eine neue Ausprägung
des pluriarealen Ansatzes entwickelt, der zwar, soweit Publikationen vorliegen,
theoretisch (noch) nicht so entwickelt und terminologisch nicht so ausdifferen-
ziert ist wie die plurizentrische Theorie, aber Befunde für eine pluriareale Kon-
zeptualisierung des Deutschen vorlegt (s. Elspaß & Niehaus 2014, Dürscheid,
Elspaß & Ziegler 2015). Man geht von einem „pluriarealen Ansatz aus, der grund-
sätzlich die regionalen Unterschiede innerhalb der deutschsprachigen Länder
ernst nimmt“ (Dürscheid, Elspaß & Ziegler 2015, 211) und führt drei Argumente
gegen den „Plurinationalitäts- Ansatz“ an 19: Erstens ein sprachpolitisches Argu-
ment: Das Ende der DDR hätte gezeigt, wie fragil der plurinationale Ansatz sei,
denn das DDR-Deutsch hätte sich über Nacht in Luft aufgelöst. Dann ein varia-
tionslinguistisches Argument: Vermeintlich nationale Varianten würden häufig
16 Scheuringer bezieht sich hier auf: Wiesinger, Peter (1983): Sprachschichten und Sprachgebrauch
in Österreich. In: Zeitschrift für Germanistik 4, 184 – 195. Und: Reiffenstein, Ingo (1973): Öster-
reichisches Deutsch. In: Adolf Haslinger (Hrsg.): Deutsch heute. München: Hueber, 19 – 26.
17 In der Beantwortung einer Anfrage von Anna Golovko vom 19. 9. 2013 zur Frage des pluriarealen
Ansatzes, die diese im Rahmen einer BA-Arbeit an Berend gerichtet hatte, meinte ein Mitarbei-
ter von Nina Berend, Ralf Knöbl, dazu: „Unseres Erachtens ist es richtig, dem sicher wichtigen
Konzept der Plurizentrizität das der Pluriarealität entgegen- bzw. vielmehr danebenzustellen.“
18 Er beschreibt den gesprochenen südwestdeutschen Standard als Beispiel einer regionalen Stan-
dardvarietät. Solche regionalen Standards würden die nichtregionale Standardsprache unter-
schichten, ohne diese zu verdrängen (Spiekermann 2005, 100).
19 „der in gewisser Weise eine neue Ideologie bildet“ (211)
– auch hier kommt man ohne Ideologie-
Vorwurf nicht aus, was immer auch unter Ideologie zu verstehen ist.
Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256