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aber nur 37,0 % der VS-LehrerInnen und 23,8 % der HS/NMS-LehrerInnen (p =
0,002). Auch der Ausbildungsort (PH oder Universität) der LehrerInnen ist hier
relevant: Die überwiegende Mehrheit der LehrerInnen (60,9 %), die ihre Ausbil-
dung an der Universität absolviert haben, war in unserem Sample der Meinung,
dass das, was man in österreichischen TV- und Radionachrichten spricht, öster-
reichisches Deutsch sei, während nur knapp ein Drittel der LehrerInnen (32,9 %),
die ihre Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule gemacht haben, dieser
Meinung waren (p = 0,000) – ein Hinweis auf eine stärkere Standardorientiert-
heit der Universitäten.
bb. 31 70,2
72,5
20,5
43,9 69,5
47,6
0 10 20 30 40 50 60 70 80
die verschiedenen Dialekte in
Österreich
das, was man in Österreich im Alltag
spricht (Umgangssprache)
das, was man in österreichischen TV-
und Radionachrichten spricht
Was ist Ihrer Meinung nach österreichisches Deutsch?
(in %)
LehrerInnen
SchülerInnen
Abb. 30: Varietät, die mit österreichischem Deutsch verbunden wird (in %)
Bei der Einschätzung des österreichischen Deutsch als Umgangssprache verläuft
eine Grenze zwischen der jüngeren und älteren LehrerInnengruppe: Die Gruppe
der 42 – 51-jährigen (74,0 %) und die Gruppe der 52 – 63-jährigen (81,5 %) meinten
wesentlich häufiger als die Gruppen der jüngeren LehrerInnen, dass die Umgangs-
sprache österreichisches Deutsch sei (p = 0,001). Ähnliche Ergebnisse liegen vor,
wenn man die Daten zum Dialekt nach der Anzahl der Dienstjahre aufschlüs-
selt (p = 0,001). Dass die verschiedenen Dialekte in Österreich als österreichi-
sches Deutsch zu bezeichnen sind, meinen allen voran die jüngsten LehrerInnen
(22 – 32-jährige) mit 63,6 %, die insgesamt signifikant stärker am Dialekt orientiert
sind als an der Umgangssprache (p = 0,015). Auch nach der Schulform gibt es
Unterschiede bei der Einschätzung des österreichischen Deutsch als die Summe
der heimischen Dialekte (p = 0,006): VS-LehrerInnen sehen am stärksten die ver-
schiedenen Dialekte in Österreich als österreichisches Deutsch (61,1 %), während
das die HS/NMS- und die AHS/BHS/BAKIP-LehrerInnen nur zu einem Drittel
tun. Innerhalb der Gruppe der SchülerInnen gab es nach folgenden Variablen
signifikante Unterschiede: in den Angaben bezüglich Umgangssprache nach dem
Bundesland bzw. der Region (p = 0,017) und der Muttersprache (p = 0,000) bzw.
der Muttersprache der Eltern (p = 0,000).
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Ergebnisse der empirischen Erhebung an
Schulen126
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Title
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Subtitle
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Authors
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 266
- Keywords
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256