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1.2. GROßELTERNUNDVORFAHREN 39
ligeBier jedochnur sehr geringenAlkoholgehalt aufwies, ist diese gemutmaßteErklärung
nichtwirklichüberzeugend. InderHäuserliste steht: Besitzer kommtdurch eigeneSchuld
vomAnwesen. Umwelche eigene Schuld handelte es sich aber?Oder war diese Notiz
doch nur eine (unter Menschen gerne vorgetäuschte) Schuldzuweisung zur Beruhigung
schlechtenGewissens? Immerhin ist belegt, daßdieBrauzulassungundSchankkonzession
vor derBewilligung umstrittenwar,weshalb dasBräuhaus, seine Schenke undBewohner
bewußtgemiedenworden seinkönnten. InVohenstraußkonnte oderwollte mirdazu
niemandetwassagen.NachkommenderGeschwistermeinesGroßvatershabe ichbisheute
nicht ausfindigmachenkönnen, die sichdazuvielleicht hätten äußernkönnen.Auchmein
Vater hat mit Ausnahme der Rindl-Tante und ihresMannes nie vonOnkels oder
Tanten, Cousins oderKusinen väterlicherseits gesprochen.Derer hat es angesichts seiner
sechs Geschwister ja eine Reihe gegeben, die teilweise auch viele Nachkommen gezeugt
habenundwohl ebenfallswie derGroßvater ein durchaus normales Leben geführt zu ha-
ben scheinen.Kurz, auchausdenLebensverhältnissenderFamilie nachdemUmzugnach
Nürnberg läßt sichnichtswirklichNachteiliges erschließen, das auf eineErklärung fürdas
Geschehen inVohenstraußhindeutenkönnte. Sowirddieses besondereKapitel in unserer
Familie nichtmehraufgeklärtwerdenkönnen. Jedenfalls hat es eineEntwicklung inGang
gesetzt, ohne die es beispielsweisemich überhaupt nicht gegeben hätte.
FürmeinenGroßvaterkonntendieKindertageunterdiesenUmständenallerdingsnicht
sonderlich angenehmgewesen sein.Er besuchte abdemsechstenLebensjahr siebenJahre
bis 1886 dieWerktagsschule (wie die Volksschule damals genannt wurde), erst in Sulz-
bach, dann inNürnberg-Gleishammer. In seinemsehr gutenAbschlußzeugniswerden ihm
sehr viele Geistesgaben bescheinigt. Von 1890 bis 1914 arbeitete er erst als Commiss,
dann als Buchhalter in derWeingroßhandlung Carl Rennebaum in Nürnberg.98 In sei-
nem Abschlußzeugnis werden ihm besondere Gewissenhaftigkeit und hervorragender
Fleiß bescheinigt.Von 1916 bis 1922 arbeitete er dann ebenso erfolgreich alsBuchhalter
undKassier inderPapier- undSchreibwaren-GroßhandlungC.Müller amHauptmarkt in
Nürnberg. Anschließend wurde er erfolgreicher Leiter mit Prokura der Abteilung Buch-
haltung bei derDeutschenAluminium-TubenAG. 1926wurde diese Firma von der Süd-
deutschenMetallindustrie-AGgeschluckt, weshalb die Stelle verlustig ging.
98ImGewerbeanmelderegister von 1905 der Stadt Nürnberg, Stadtarchiv C22/II OANr. 39, Lfd.Nr.
451, 452 v. 3.5.1905, meldet Bibel Hans led. prot. wohnh. Gugelstr. 125 eine Schankwirtschaft in der
Heroldstr. 10 an, die er am 1.4.05 übernommen hat. Mein Großvater Hans war zu diesem Zeitpunkt
natürlich nicht ledig. Falls der Eintrag bzgl. led. korrekt ist, kann es sich bei diesemHans daher nicht
ummeinenGroßvater gehandelt haben. Einermöglichen ferneren verwandtschaftlichenVerbindung bin
ich nicht nachgegangen.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427