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1.2. GROßELTERNUNDVORFAHREN 45
sich in alles selbst eingearbeitet, denMarkt unddie einschlägige technologischeEntwick-
lung genau beobachtet und die anstehendenProblemstellungen dann jeweils bestmöglich
gelöst.
EinBlick aufdiedamaligeKonkurrenz zeigt, daßdie Jahredes ausgehendenneunzehn-
tenundbeginnendenzwanzigstenJahrhundertseineReihevergleichbarerGründungenvon
Möbelfabriken aufweisen. Beispielsweise entstanden vor 1910 allein in der Schweiz zehn
derartigeMöbelfabriken.108Vonden inDeutschland indieserZeit gegründetenundspäter
erfolgreichenUnternehmenseiennurdreibeispielhaftgenannt.1897gründetder25-jährige
WendelinRauch imbaden-württembergischenFreudenbergeinenkleinenSchreinerbetrieb
und fertigt dort überwiegendKleinmöbel.109 Im Jahr 1900 eröffnet der Schreinermeister
GeorgK.Mahler imbeschaulichenKirchheim amRies zwischenBopfingen undNördlin-
gen eine Schreinerei, in der er 1909mit der Fertigung eigenerMöbel beginnt.110 Im Jahr
1905gründet JohannPopp inErlangen eineSchreinerei-Glaserei.111Esgabalsodurchaus
eine Reihe von Vorbildern, an denen sich Leonhard orientieren konnte, soweit er davon
Kenntnis erhielt. Bei derUmsetzungmußte er sich dann aber auf seine eigene Intelligenz
undBegabung verlassen.
SeineWißbegierhat ihn jedenfalls später, zumeinerZeit alsKind in seinemHaus
dazu gebracht, amBett immer einLexikon griffbereit zu haben, in demer dann vor dem
EinschlafennochlesenundNeues lernenkonnte.Auchkulturellwarersehraufgeschlossen.
Die Gemeinschaft des Chorgesangs war ihm zeitlebens sehr wichtig. Ein entsprechendes
Bild vom Männergesangsverein hing an exponierter Stelle in seinem Büro. In seinem
Wohnzimmer hing eine Kopie vonMichelangelos Erschaffung Adams aus den Fresken
der SixtinischenKapelle imVatikan.Klavierspieler bekamen für einVorspiel privatimein
ordentlichesHonorar,wobei er einePassion fürLisztsKlavierkonzerte pflegte.DieHeirat
seiner Tochter mit einem Studierten hat er unterstützt, hat vielleicht dessen Vater und
Experten inVerwaltungsfragen auch umRat gefragt. Die jüngste Tochter schickte er zu
Studien insAusland.
1924 ließ er sich auch in den Gemeinderat von Georgensgmünd wählen. Dort erging
es ihm aber wie jedem überdurchschnittlich Begabten in einem derartigenGremium: er
kollidiertemit denwenigerBemittelten;mit seinemSchreiben vom28.9.1927 ersuchte er
daher um seineAustrittserlaubnis.112Das Schreiben beeindruckt durch seine sprachliche
108http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13990.php, Zugriff 22.5.2015.
109http://www.rauchmoebel.de/unternehmen/historie.html, Zugriff 22.5.2015.
110http://www.moebel-mahler.de/unternehmen/historie, Zugriff 22.5.2015.
111http://www.nordbayern.de/region/forchheim/moderne-formen-schreinerei-popp-auf-erfolgskurs-
1.4231194 sowie http://www.popp-group.com/popp_002.htm, Zugriff 7.12.2015.
112FritzVolkert, aaO. S.20.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427