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4.1. QUALIFIZIERUNGALSWISSENSCHAFTLER 323
Donzeigte sichwährenddes angenehmenGesprächs anunsererArbeit sehr interessiert
und war auch recht geduldig mit meinem Handicap, mich in Englisch nicht so versiert
wie er ausdrücken zu können. Gleichwohl scheine ich ihn von unseren Ergebnissen nicht
wirklichüberzeugt zuhaben.Denn in seinemwenigeJahre später erschienenenLehrbuch,
demerstenweltweit überunserFachgebietAutomatedTheoremProving (ATP)oderAu-
tomatischesBeweisen, suchtmanmeinenNamenvergeblich.65DerGrundmagauchdarin
gelegen haben, daß sich das Buch praktisch ausschließlich derMethode der sogenannten
Resolution imATPwidmete, während ich einen dazu alternativenAnsatz verfolgte und
noch immer verfolge, der in seinem Buch überhaupt keine Erwähnung findet. Im Ab-
schnitt 4.2werdenwir davon erfahren,wie sich später die kollegiale Freundschaft zuDon
gleichwohl noch sehr viel stärker entwickeln sollte.
MeinBesuchvonDetroit anläßlichdieserKonferenzteilnahmenutzte ichauch,dieStät-
ten meinesWirkens in dieser Stadt drei Jahre vorher aufzusuchen. Nie ist mir die Ver-
gänglichkeitunserermenschlichenExistenzsodrastischvorAugengeführtworden,wiebei
dieser Spurensuche. Zwar hatte sich unsere damaligeWohnanlage an der Orlean Street
nicht verändert, aber keiner der damaligen Bewohner wie beispielsweise die liebe Frau
Sobah war noch auffindbar. Mit Ausnahme vonWolfson waren auch die damaligen In-
formatikkollegen nicht mehr am Institut. Amerika ist ein erlebbar extrem dynamisches
Land, in demDeine Spuren nur allzu rasch verwehen.
ImAugust1974besuchte ichwieschon1971wiederumdenIFIPKongreß,derdiesmal in
Stockholmstattfand. InderSitzung404mitdemTitelLogic andDataBases trugRobert
Kowalski über das ThemaPredicate Logic as Programming Language vor und hinterließ
bei den Zuhörern damit einen außerordentlichen Eindruck. Das war exakt das Thema,
andem ich zudiesemZeitpunkt gerade intensivmit demZiel einerHabilschrift arbeitete
und in demmeinBemühen schonweit fortgeschrittenwar.Da sichmeinAnsatz vondem
Kowalskischen in wichtigen Details unterschied, erkundete ich durch eine Frage in der
öffentlichen Diskussionsrunde im unmittelbaren Anschluß an seinen Vortrag, inwieweit
er sich bereits in der vonmir verfolgtenRichtung auskannte. Seine vageAntwort darauf
zeigtemir, daß ich ihm in dieserHinsicht noch vorauswar.Wissenschaft besteht auch in
einem zeitlichenWettbewerb, der durchaus hart sein kann: wer nicht als erster durch's
Ziel geht, hat verloren undmuß sich ein neues Ziel suchen.Mir war nun aber jedenfalls
klar geworden, daß ichmich inmeinerArbeit sputenmußte.
65DonaldW.Loveland,AutomatedTheoremProving:ALogical Basis, North-Holland, 1978.
Donwar sehr sparsammit seinerAuswahl anReferenzen indiesemBuch. So erging es auch anderenund
damals bereits bekannterenKollegen in diesemBuch ebensowiemir.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427