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358 KAPITEL4. FORSCHERLEBEN
hierbei lag mangels jedweder sekretarieller Unterstützung an der TUM der gesamte in
meinen Verantwortungsbereich fallende Aufwand ausschließlich in meinen eigenen Hän-
den. DieserWorkshop war ein entscheidenderMeilenstein hin zu der späteren German
Conference onArtificial Intelligence , die seithermit unterschiedlichenBezeichnungenbis
heute jährlich stattfindet, an deren Begründung ich mir daher einen wichtigen Anteil
zumessen darf.
So gelang es uns, inDeutschlanddieKI-Forschung langsamaber sicher inGang zu set-
zen. Da aber zu jener Zeit an deutschenUniversitäten mit Ausnahme des genannten
Prof.Nagel sogutwie keineProfessorendasFachKI lehrten, kamendieForschungser-
gebnisse nicht bei den Studenten an, die in den Informatikvorlesungen vonKI so gutwie
nichts erfahrenkonnten.128AusdiesemGrundbeschlossenwir imGI-AusschußdieDurch-
führung einer zweiwöchigenFrühjahrsschule fürKI (KIFS), die in der Zeit 15. 24.3.1982
inTeisendorf unter derLeitung vonWolfgangBibel undJörg Siekmann stattfand.129Die
Schulebestandaus siebenKompaktvorlesungenüber verschiedeneTeilgebiete derKIund
weiteren informellenVeranstaltungenundwarvon110Teilnehmernbesucht.Ausden In-
haltenderVorlesungenentstandeinBand,der für eine gewisseZeit dieLückehinsichtlich
der Lehrbücher auf diesemGebiet überbrückte.130Die Veranstaltung wurde im Namen
derGesellschaft für Informatik (GI)durchgeführtundvomBundesminister fürForschung
undTechnologiemit 23.047DMsowie vomBayerischenStaatsministerium fürUnterricht
und Kultus mit 4.100 DM gefördert.131 Infolge des großen Erfolges etablierte sich diese
Schule ebenfalls als dauerhafte Einrichtung, die seit 2000mit geänderterAusrichtung
ebenfalls bis heute jährlich durchgeführtwird.132
WegenderAnalogiemitder soebenbeschriebenenKIFSwill ichnunauchgleichaufdie
ACAI zu sprechen kommen, obwohlwir damit derThematikmeiner internationalenAk-
tivitäten vorausgreifen. Im letztenAbsatzwurde der damaligeMangel anKI-Ausbildung
in der Fußnote ja für ganz Europa festgestellt. Da ich Anfang der achtziger Jahre dann
noch vor der imAbschnitt 4.2 beschriebenen negativenEntscheidung des Fachbereichsrats an derTUM
über meinen Habilitationsgesuch lag; dessen Mitglieder wußten also zum Zeitpunkt der Abstimmung
sehr wohl über meinen inzwischen international erreichten Status Bescheid, worüber ich sie ja auch
ausdrücklich und schriftlich auf demLaufenden gehalten hatte.
128Im Vorwort zum folgenden Band wird festgestellt, daß in Europa eine KI-Ausbildung schlichtweg
überhaupt nicht oder bestenfalls nur in rudimentärenAnsätzen existiert :WolfgangBibel, JörgH. Siek-
mann,Künstliche Intelligenz, Springer, Berlin, 1982.
129Die Unterlagen zu dieser Veranstaltung befinden sich imArchiv des Autors (AO 9 KIFS, ACAI ),
woraus die nachfolgenden Informationen entnommen sind.
BildervonderVeranstaltungfindensich imFAWB6,S.25,27, sowie imFAWB7(2),S.14 34geradeSeiten.
130W.Bibel, J.H. Siekmann, aaO.
131Die Förderung durch den Kultusminister war angesichts des Einflusses von Herrn Bauer auf diese
Behörde von einer besonderenPikanterie.
132https://de.wikipedia.org/wiki/Interdisziplinäres_Kolleg_Günne, Zugriff 6.8.2016.
Reflexionen vor Reflexen
Memoiren eines Forschers
- Title
- Reflexionen vor Reflexen
- Subtitle
- Memoiren eines Forschers
- Author
- L. Wolfgang Bibel
- Publisher
- Cuviller Verlag Göttingen
- Location
- Göttingen
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 464
- Category
- Biographien
Table of contents
- Einleitung 1
- Vorfahren 11
- Kindheit 51
- Zielsuche 153
- Forscherleben 281
- Resümee 413
- Stichwort- und Namensverzeichnis 427