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Clotilde de Hapsbourg ou le tribunal de Neustadt. Par Mme. Barthelemy H***
[Marie-Adélaide Barthélemy-Hadot]. Paris [Pigoreau 1810] 8.
Dieses Werk hat von Seite der Erfindung, der Anordnung, des Ausdruckes und
der übrigen Eigenschaften, die das Wesen und die Vorzüge eines epischen Gedich-
tes ausmachen, keinen Werth. Gegen die Moral verstößt es nicht; aber es ist
schwer die Absichten zu errathen, welche die Verfasserinn bewogen haben, die
nächsten Verwandten des Kaisers Rudolph, des Stifters des habsburgisch öster-
reichischen Hauses, seine Brüder und Schwestern, und ihre gemeinschaftliche
Mutter, zu den Helden und vorzüglichsten Personen des Romans zu wählen, und
die einen ebenso unnatürlich lasterhaft und verabscheuungswürdig, als die
andern, die unterdrückten, tugendhaft und liebenswürdig vorzustellen. In der
Geschichte findet sich hierzu kein Grund. Es sind bloß leere Fictionen, die nur
zu einem poetischen Zwecke ersonnen sind. Allein mag nun auch die Absicht
dieses poetischen Kunstwerkes, welche immer seyn, so scheint es immer unschick-
lich, solche gräßliche Charaktere und Personen, wie die angebliche Clotilde, und
der angebliche Casimir als die ältesten Geschwister des Kaisers Rudolph sind,
als zu den Voreltern und Verwandten des Habsburgischen Hauses gehörig vor-
zustellen, und als solche im Publicum cursiren zu lassen.
Aus diesem Grunde glaubt der Censor Hammer auf den Verboth dieses Romans
antragen zu müssen.
Oeuvres complètes de P.[ierre] A.[ugustin] Caron de Beaumarchais. Tom 7ème.
A Paris [Collin] 1809.8
Die Werke des Beaumarchais sind schon häufig verbreitet und gelesen; der ers-
te und zweyte Band dieser Auflage enthält das Theater, der 3te und 4te Band die
Prozeßschriften, die bereits in den vorigen Ausgaben allgemein bekannt und
erlaubt waren. Der fünfte Band begreift des Verfassers Streitigkeiten mit dem
Nationalconvent und ist wie der sechste ebenfalls unschädlich, nur im siebenten
ist von S. 131–143 der LIII Brief sur Voltaire et Jesus Christ im höchsten Grade
anstössig.
Der Censor Baron Retzer trug daher auf den Verboth dieses siebenten Theiles
an.
Arnim, L.[udwig] Achim von: Halle und Jerusalem. Studentenspiel und Pilger-
abentheuer. Heidelberg [Mohr u. Zimmer] 1811.8
Für das erste ist dieses Buch schon darum zu verbiethen, weil darin von Rosen-
kreutzern Erwähnung geschieht. Aber ausser diesem Umstande ist es ein Agg-
regat so unsinniger indecenter, und abgeschmackter Stellen, daß jeder Leser sich
mit der Lectüre dieser Schrift nur die Zeit verderben kann. Zum Beyspiele mag
dienen S. 114 das alberne Geschwätz des Juden Ahasverus, der den Glaubens-
genossen Vorwürfe über ihren Wankelmuth und ihren Geldgeiz macht, S. 151
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
414 Anhang
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Titel
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Autor
- Norbert Bachleitner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien - Köln - Weimar
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510