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Lehre in einer Weise verändern lassen würden, dass sich die professionelle
Handlungskompetenz der Lehrpersonen erhöhen würde.145 In diesem Beitrag
wird das geplante Vorgehen bei der Intervention geschildert. Sie präsentierte im
Jahr 2013 einige diesbezĂĽgliche Ergebnisse zu der Frage, ob sich Ăśberzeugun-
gen und damit zusammenhängende „Skripts“ verändern lassen.146 In der Studie
wurde untersucht, „ob und wie sich das studentische Unterrichtshandeln von ei-
nem vorwiegend instruktionalen in ein stärker konstruktivistisches modifizieren
lässt“147 und bezog sich damit auf die Überzeugungen zum Lernen von Ge-
schichte. Davon ausgehend, dass Lehrkräfte von relativ stabilen Skripts148 im
Sinne von mental gespeicherten Mustern, die situationsbezogen abgerufen wer-
den und sich in Handlungsroutinen äußern, geprägt sind, würden Lehrpersonen
besonders unter Druck oft anders handeln als beabsichtigtÂ
– damit argumentiert
Fenn ähnlich wie Virta.149 Fenn geht davon aus, dass Überzeugungen/subjekti-
ve Theorien dem Bewusstsein relativ leicht zugänglich gemacht und verändert
werden können, unbewusst vorliegende Skripts hingegen eine größere Stabilität
aufweisen wĂĽrden. Nach dem Hochschulstudium wĂĽrden Studierende generell
problemorientierte Formen des Unterrichts präferieren, „doch diese im tatsäch-
lichen Unterrichtshandeln nur ansatzweise umsetzen können“150, was in der Li-
teratur als „Eunuchenproblem“Â
– im Sinne von „wollen, aber nicht können“Â
– be-
zeichnet wird. Als eine Ursache dafĂĽr sieht Fenn das Fehlen eines Angebotes
konkreter Hilfe und Beispiele für die Umsetzung der Theorie in der univer sitären
Lehre. Angehende Lehrkräfte fallen, da in der eigenen Schulzeit konstruktivis-
tische Zugänge meist nicht praktiziert wurden, auf instruktionale Unterrichts-
settings zurĂĽck. Vor diesem Hintergrund stellte Fenn die Frage, ob es gelingt,
145 Vgl. Fenn, Monika (2011): Modifikation subjektiver Theorien von Studierenden ĂĽber
Lehren und Lernen im Geschichtsunterricht. In: Hodel, Jan/Ziegler, Béatrice (Hg.): For-
schungswerkstatt Geschichtsdidaktik 09. Beiträge zur Tagung „geschichtsdidaktik em-
pirisch 09“. Bern: Hep, S. 83 – 92.
146 Vgl. Fenn, Monika (2013): Konstruktivistisches Geschichtsverständnis im Unterricht
fördern. Studierende ändern ihr Lehrverhalten von einseitig instruktional in problem-
orientiert. In: Hodel, Jan/Ziegler, Béatrice (Hg.): Forschungswerkstatt Geschichtsdidak-
tik 09. Beiträge zur Tagung „geschichtsdidaktik empirisch 09“. Bern: Hep, S. 60 – 71.
147 Fenn 2013, S. 60.
148 Die Autorin referiert dabei auf Blömeke, die solche Skripts neben den subjektiven The-
orien stehen sieht: Skripts seien in diesem Zusammenhang die Automatismen bzw. er-
lernte Routinen.
149 Virta 2002; vgl. auch von Borries 2005.
150 Fenn 2013, S. 64.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- LehrbĂĽcher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277