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Form in die Praxis umgesetzt werden, wenn die berufsbezogenen Überzeugun-
gen nicht mit den Innovationen kongruent sind.244 Für den ausbleibenden Er-
folg von Weiterbildungsmaßnahmen werden änderungsresistente Überzeugungen
verantwortlich gemacht. So gibt es auch eine große Anzahl an bildungswissen-
schaftlichen Untersuchungen, die sich mit der Frage befassen, auf welche Weise
sich Überzeugungen durch Aus- und Fortbildung in die gewünschte Richtung
lenken lassen, was im Fall von Überzeugungen zum Lehren und Lernen eines
bestimmten Faches meist konstruktivistische bzw. schülerorientierte Überzeu-
gungen bedeutet
– hierbei spielt das Stichwort „conceptual change“ eine Rolle.245
Es wird angenommen, dass es verschiedene Kontextfaktoren und Merkmale von
Lehrpersonen gibt, welche Veränderungen von Überzeugungen behindern wür-
den
– beispielsweise ein geringes Fachwissen. Veränderungen in Überzeugungen
im Anschluss an Fortbildungsmaßnahmen würden sich oft auf die Rhetorik,
nicht jedoch auf das konkrete Handeln von Lehrpersonen auswirken. In einer
geschichtsdidaktischen Untersuchung zeigte Fenn, dass eine praxiswirksame
Modifikation von Überzeugungen zum Lehren von Geschichte durch eine spe-
zielle Art von Videocoaching möglich ist.246 Auch Maggioni und VanSledright/
Reddy können Veränderungen von Überzeugungen zu Geschichte im Rahmen
von Weiterbildung nachweisen, wenn auch diese Weiterbildung nicht immer den
Effekt hatte, dass sich die Überzeugungen in die gewünschte Richtung entwi-
ckelten.247
Generell sind in der Geschichtsdidaktik die Klagen darüber, dass konstruk-
tivistische Zugänge kaum Einfluss auf den konkreten Unterricht zeitigen wür-
den, häufig anzutreffen.248 Die Befunde der Geschichtsdidaktik über das Lehr-
244 Vgl. Reusser/Pauli 2014, S. 653.
245 Vgl. ebd., S.
654.
246 Vgl. Fenn 2013.
247 Vgl. Maggioni 2004; VanSledright/Reddy 2014.
248 Vgl. Evans 1990: Lehrpersonen sind inhaltsorientiert und unterrichten mit wenig ech-
tem Gegenwartsbezug; von Borries 1995: Lehrpersonen ist in der Praxis die Stoffver-
mittlung besonders wichtig; Seidenfuß 2003: Fachdidaktische Idealvorstellungen wer-
den wenig umgesetzt; Messner/Buff 2007: Die Mehrzahl der Lehrpersonen ist „traditi-
onell“; Yilmaz 2008: Lehrpersonen hätten naive epistemologische Vorstellungen; Brauch/
Bihrer 2011: Lehrpersonen haben ein faktuales Verständnis von Geschichtsunterricht;
Schär, Bernhard/Sperisen, Vera (2011): Zum Eigensinn von Lehrpersonen im Umgang
mit Lehrbüchern. Das Beispiel „Hinschauen und Nachfragen“. In: Hodel, Jan/Ziegler,
Béatrice (Hg.): Forschungswerkstatt Geschichtsdidaktik 09. Beiträge zur Tagung
geschichts didaktik empirisch 09. Bern: Hep, S.
124 – 134: stellen eine Reformresistenz von
Lehrpersonen fest; Daumüller 2012; Daumüller, Markus (2013): Die berufsbiografische
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277