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„Was Sie mir erzählen, wird vertraulich behandelt. Alles bleibt anonym, auch
wenn wir nachher etwas darüber schreiben, kann niemand daraus auf eine be-
stimmte Person oder auf Ihre Schule schließen. Wenn Ihnen eine Frage unange-
nehm sein sollte, brauchen Sie natürlich nicht zu antworten.“
Danach wurde die Bitte formuliert, das Interview auf Tonband aufzeichnen zu
dürfen mit der Begründung, dass nur auf diese Art und Weise keine Informati-
onen verloren gehen, eine präzise Auswertung ermöglicht wird und man sich
dem Gespräch mit voller Aufmerksamkeit widmen kann.
In der Literatur wird darauf hingewiesen, dass die Reihenfolge der Fragen
für den Erfolg eines Interviews genauso wichtig ist wie deren Wortlaut. Die in
der quantitativen Methodendiskussion bekannten Ausstrahlungseffekte können
auch bei Interviews schlagend werden.311 Heikle oder provozierende Fragen soll-
ten daher erst am Ende des Interviews gestellt werden, insofern sie die Gefahr
mit sich bringen, die Interviewsituation nachhaltig zu verändern und das aufge-
baute Vertrauen zu zerstören.312 Da im Vorfeld die Vermutung angestellt wurde,
dass manche Lehrpersonen dem Konzept Kompetenzorientierung mit Reser-
viertheit gegenüberstehen und daher die Befürchtung bestand, dass es die Inter-
viewsituation belasten könnte, wenn dieses potenziell emotional aufgeladene
Thema gleich zu Beginn des Interviews besprochen wird, wurde entschieden,
dass das Thema als letzte Frage im Leitfaden behandelt wird, sofern es nicht zu-
vor von den Lehrpersonen angeschnitten wurde.
Als erste Frage sollte immer eine sogenannte „Anwärmfrage“ gestellt wer-
den, welche die interviewte Person leicht beantworten kann, um dadurch eine
angenehme Stimmung herzustellen. Dies sei am Anfang des Interviews von sol-
cher Bedeutung, dass es sich lohnt, sogar dann eine Anwärmfrage zu stellen,
wenn die Beantwortung derselben für die Untersuchung wenig relevant ist.313
Bogner u. a. weisen darauf hin, dass diese Frage nicht konfrontativ sein soll.314
Sie soll dem Befragten die Möglichkeit geben, sich „warm zu reden“. Es wird
empfohlen, in dieser Anwärmfrage nach der Funktion der interviewten Person
in der Organisation zu fragen: „Könnten Sie zum Einstieg schildern, was Ihre
Aufgabe hier in der Organisation ist und wie Ihr beruflicher Hintergrund
aussieht?“315 Davon abgeleitet war die Anwärmfrage in den für diese Studie
311 Vgl. Gläser/Laudel 2004, S. 141.
312 Vgl. ebd., S.
145.
313 Vgl. ebd., S.
143 – 144.
314 Vgl. Bogner u. a. 2014, S. 61.
315 Ebd.
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277