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gung der Forschungsabsicht insofern kontraproduktiv, als sie bewirken kann,
„dass die eigentlich interessierenden Verhaltensweisen sich massiv verändern
und möglicherweise überhaupt nicht mehr auftreten“331, sich die zu erhebenden
Einstellungen an die antizipierten Einstellungen der interviewenden Person teil-
weise anpassen oder sich nur Personen für die Studie melden, die in diesem Zu-
sammenhang bestimmte Meinungen vertreten. In der Vorbereitung unserer
Feldforschungsphasen diskutierten wir in unserem Forschungsteam darüber und
trafen schließlich die Entscheidung, die Forschungsintention aus zwei Gründen
nur teilweise offenzulegen:
1. um dem Prinzip der Naturalistizität und Authentizität gerecht zu werden
und
2. um das Vertrauen der Probanden nicht zu beeinträchtigen.
In diesem Zusammenhang wurde auch das Wort „Kompetenzorientierung“ –
aufgrund einer von uns angenommenen ambivalenten Haltung gegenüber dem
Konzept in der Lehrerschaft und den damit zusammenhängenden möglichen
Spannungen
– nirgendwo erwähnt. Dementsprechend wurde auch der Name der
Studie CAOHT (Competence and Academic Orientation in History Textbooks)
nicht an das Feld kommuniziert, sondern die qualitative Studie unter einem ei-
genen Titel durchgeführt: „Geschichtsunterricht in der Praxis
– Lehrer/innen als
Experten (GIP)“. Solange wir Feldkontakt hatten, stellten wir sicher, dass das
Projekt nicht online unter dem Stichwort CAOHT auffindbar ist.
Die E-Mail an die Direktion wurde meist an den Fachgruppenleiter oder
direkt an alle Geschichtslehrer/innen weitergeleitet. Die kontaktierte Lehrper-
son las die Mail und entschied sich innerhalb von wenigen Sekunden, ob sie an
der Studie teilnimmt oder nicht. Daher musste in wenigen Worten überzeugend
dargelegt werden, warum sich jemand die Zeit für eine Hospitation und ein In-
terview nehmen sollte332, obwohl dafür keine materielle Gegenleistung zu erwar-
ten ist: Es lag an uns, durch entsprechende Formulierungen zu zeigen, dass wir
an einer wissenschaftlich bzw. praktisch relevanten Frage arbeiten, die auch für
potenzielle Mitarbeiter/innen, im vorliegenden Fall Lehrpersonen, relevant ist.
Es gilt in diesem Sinne auch: „Je besser jemand das Ziel der Untersuchung ver-
steht, desto eher ist er zur Kooperation bereit.“333 Die Forschungsabsicht der
Studie wurde in der E-Mail an die Direktorinnen und Direktoren folgenderma-
ßen kommuniziert:
331 Lamnek 2010, S. 547.
332 Vgl. Gläser/Laudel 2004, S. 154.
333 Ebd.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277