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Fragen waren für das Gelingen der qualitativen Studie von zentraler Bedeutung,
weswegen wir uns ihnen in der Vorbereitungsphase intensiv gewidmet und die
Literatur nach möglichen Lösungen gesichtet haben.
Entscheidend für das Gelingen von Interviews ist die Wahrnehmung der zu
interviewenden Lehrperson in Bezug auf die Rolle, die ihr im Forschungspro-
zess zukommt. „Wie nimmt mich der Forscher wahr?“ „In welcher Rolle sieht
er mich und sich selbst in Bezug auf mich?“ sind Fragen, zu denen Lehrende
während des gesamten Interaktionsprozesses abduktiv unbewusst ständig Hypo-
thesen bilden und prüfen. Haben Lehrende das Gefühl, in evaluativer und beur-
teilender Absicht beobachtet und befragt zu werden, werden sie in die (im Schul-
wesen so gut bekannte) Schülerrolle gedrängt. Haben sie den Eindruck, dem
Forscher geht es nur darum, sich selbst weiter zu qualifizieren und die Schule
und die Erfahrungen von Lehrpersonen sind ihm in Wirklichkeit kein persön-
liches Anliegen, sondern lediglich Mittel zu diesem Zweck, würde die Rolle des
Lehrenden in diesem Fall jene eines Gehilfen für das persönliche Weiterkommen
des Forschers sein. Es liegt auf der Hand, dass diese beiden Rollenselbstzuschrei-
bungen vor allem für das qualitative Interview keine idealen Voraussetzungen
schaffen. So haben wir mit dem Experteninterview Lehrende bewusst als Perso-
nen positioniert, die über ein besonderes aus der Praxis gespeistes Wissen über
Unterricht und über Erfahrungen verfügen, die in die Praxis zurückwirken. Leh-
rer/innen sind Experten für die Praxis des Unterrichts, deren Erfahrungen die
didaktische Diskussion befruchten kann und soll und von denen man etwas ler-
nen kann: Sie verfügen „über wertvolle Information“341 aus der Praxis. Als Ex-
pertin/Experte gilt in diesem Sinne jemand, der aufgrund von spezifischem, aus
der Erfahrung oder der Praxis gespeistem Wissen die Macht hat, das soziale Feld
sinnhaft und handlungsleitend für andere zu strukturieren342 – die Definition
trifft auf Lehrpersonen zu.
Mit der oben angeführten E-Mail waren die Lehrer/innen für die gesamte
Erhebung positioniert. Diese Positionierung oder Rollenerteilung wurde in den
meisten Fällen unmittelbar vor dem Interview noch einmal im Zuge der Projekt-
beschreibung wiederholt:
341 Gläser/Laudel 2004, S. 168.
342 Vgl. Bogner u. a. 2014, S. 13.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277