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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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106 Wissens, der Erfahrung oder der Expertise eine geringe Kompetenz attestiert. Das könnte dann der Fall sein, wenn eine erfahrene Lehrperson einem jungen Forscher gegenübersitzt, von dem sie der Meinung ist, dieser habe sich nur the- oretisch mit der Thematik beschäftigt und sich selbst noch nie in einer harten Unterrichtspraxis bewähren müssen. Die Wahrnehmung als Laie kann auch ge- geben sein, wenn z. B. eine Studentin ein Interview mit einem erfahrenen Leh- rer führt. Die befragte Person sieht sich in einem solchen Fall als Vermittler ih- rer Erfahrungen und Wissensbestände und führt die interviewende Person in die Thematik ein. Auch könnte aufgrund der angenommenen geringen Kompetenz, welche der interviewenden Person attestiert wird, das Interview schnell zu En- de gebracht werden wollen: „The disadvantages of the competence assumption to the effect that the interview- er is a layperson are obvious: interviewees sometimes bore researchers with inter- minable monologues about trivia or things they already know, they plod through the content of textbooks or they retreat to commonplaces […] and there is a ten- dency for the interviewee to take over the structuring of the course the interview takes.“350 Hat eine interviewende Person während des Gesprächs den Eindruck, als Laie wahrgenommen zu werden, ist es notwendig, Kompetenz zu zeigen, um aus die- ser Rolle wieder zu der eines Co-Experten zu gelangen. Auch deshalb ist beim Experteninterview, anders als bei anderen weniger strukturierten Arten von qua- litativen Interviews, das Vorwissen und die intensive fachliche Vorbereitung auf das zur Diskussion stehende Thema von entscheidender Bedeutung.351 Für die Interviewsituation ist es besonders problematisch, wenn die intervie- wende Person als potenzielle Kritikerin gesehen wird. Sollte die interviewte Lehrperson den Eindruck haben, dass es in einer Studie im Grunde darum geht, aufzuzeigen, wie „falsch“ aus Sicht der Forschenden die Überzeugungen der Ge- schichtslehrer/innen sind, ist das Interview wahrscheinlich verloren. Entweder man erfährt Ablehnung oder man hört sozial erwünschte Antworten, die sich an dem orientieren, was die interviewende Person vermeintlich hören möchte. Die 350 Bogner/Menz 2009, S.  64. 351 Zum Vorwissen in qualitativen Designs vgl. Reichertz, Jo (2011): Abduktion. Die Lo- gik der Entdeckung der Grounded Theory. In: Mey, Günter/Mruck, Katja (Hg.): Groun- ded Theory Reader. Wiesbaden: Springer, S.  279 – 297, hier S.  280.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Titel
Von PISA nach Wien
Untertitel
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Autor
Roland Bernhard
Verlag
WOCHENSCHAU Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
284
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 Literaturübersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwünschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: Überprüfung der Intercoderübereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenüber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. Abkürzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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