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Wissens, der Erfahrung oder der Expertise eine geringe Kompetenz attestiert.
Das könnte dann der Fall sein, wenn eine erfahrene Lehrperson einem jungen
Forscher gegenübersitzt, von dem sie der Meinung ist, dieser habe sich nur the-
oretisch mit der Thematik beschäftigt und sich selbst noch nie in einer harten
Unterrichtspraxis bewähren müssen. Die Wahrnehmung als Laie kann auch ge-
geben sein, wenn z. B. eine Studentin ein Interview mit einem erfahrenen Leh-
rer führt. Die befragte Person sieht sich in einem solchen Fall als Vermittler ih-
rer Erfahrungen und Wissensbestände und führt die interviewende Person in die
Thematik ein. Auch könnte aufgrund der angenommenen geringen Kompetenz,
welche der interviewenden Person attestiert wird, das Interview schnell zu En-
de gebracht werden wollen:
„The disadvantages of the competence assumption to the effect that the interview-
er is a layperson are obvious: interviewees sometimes bore researchers with inter-
minable monologues about trivia or things they already know, they plod through
the content of textbooks or they retreat to commonplaces […] and there is a ten-
dency for the interviewee to take over the structuring of the course the interview
takes.“350
Hat eine interviewende Person während des Gesprächs den Eindruck, als Laie
wahrgenommen zu werden, ist es notwendig, Kompetenz zu zeigen, um aus die-
ser Rolle wieder zu der eines Co-Experten zu gelangen. Auch deshalb ist beim
Experteninterview, anders als bei anderen weniger strukturierten Arten von qua-
litativen Interviews, das Vorwissen und die intensive fachliche Vorbereitung auf
das zur Diskussion stehende Thema von entscheidender Bedeutung.351
Für die Interviewsituation ist es besonders problematisch, wenn die intervie-
wende Person als potenzielle Kritikerin gesehen wird. Sollte die interviewte
Lehrperson den Eindruck haben, dass es in einer Studie im Grunde darum geht,
aufzuzeigen, wie „falsch“ aus Sicht der Forschenden die Überzeugungen der Ge-
schichtslehrer/innen sind, ist das Interview wahrscheinlich verloren. Entweder
man erfährt Ablehnung oder man hört sozial erwünschte Antworten, die sich an
dem orientieren, was die interviewende Person vermeintlich hören möchte. Die
350 Bogner/Menz 2009, S. 64.
351 Zum Vorwissen in qualitativen Designs vgl. Reichertz, Jo (2011): Abduktion. Die Lo-
gik der Entdeckung der Grounded Theory. In: Mey, Günter/Mruck, Katja (Hg.): Groun-
ded Theory Reader. Wiesbaden: Springer, S. 279 – 297, hier S. 280.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277