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Von einigen Lehrpersonen wird in diesem Zusammenhang die dabei geforderte
Dokumentationspflicht als zusätzlicher Mehraufwand kritisiert, deren Sinn
nicht eingesehen wird:
I-N23_f: Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das Wort/und jetzt, Kompe-
tenzorientierung im Zusammenhang mit Geschichte? […]
B: Natürlich sind Kompetenzen wichtig, weil im Arbeitsalltag das natürlich
gefordert wird, ja, unsere Gesellschaft oder die Arbeitsgesellschaft hat sich
in diese Richtung auch entwickelt, und es wird sehr viel an unterschiedli-
chen Kompetenzen erwartet und vorausgesetzt. Wenn die Kinder die Schule
verlassen, sollten sie bestimmte Kompetenzen beherrschen. […] Also ich
habe so das Gefühl, wenn ich alles permanent auch dokumentieren muss, dass
der Unterricht ein bisschen darunter leidet, und das geht oft halt auf Kosten der
Schüler.
I: Aber haben Sie das Gefühl/
B: Aber Kompetenzen, natürlich. Ich meine, es ist selbstverständlich, Com-
puterkompetenz ist eine Kompetenz, ja, das ist mittlerweile gang und gäbe,
dass man das in den Unterricht einbaut. Ich meine, wir müssen das jetzt al-
les genau aufschlüsseln, und dann gibt es ein Formular, wo die Kinder dann zum
Schulschluss ankreuzen müssen, das sind so wie Zielformulierungen: Ich kann
quasi – wenn wir jetzt von der Computerkompetenz sprechen – das und das
am Computer machen, ja? Und das ist alles ganz genau aufgeschlüsselt. Also
es ist wiederum sehr viel Schreibarbeit, sage ich jetzt einmal. Ich arbeite damit,
und ich versuche, den Kindern das zu vermitteln, ich halte aber wenig da-
von, dass man so viel Zeit dafür aufbringt, das dann zu dokumentieren, ja?
Als diese Lehrperson vom Interviewer an dieser Stelle abermals explizit auf
„Kompetenzen im Zusammenhang mit Geschichte“ angesprochen wurde, führ-
te sie aus, dass historische Kompetenzen keine Rolle spielen, sondern lediglich
nicht fachspezifische, worauf man sich auch in dieser Schule (die eine andere
Schule ist als jene von Lehrperson N20_m, die eine schulinterne Kompetenz-
konkretisierung beschreibt – Stichwort Lotusblume) nach einer Empfehlung
von den entsprechenden Schulbehörden intern auf bestimmte Kompetenzen ge-
einigt hat:
B: Na ja, ich müsste das dann ganz allgemein, das sollte nicht nur in Geschich-
te, es sollte quer durch in allen Unterrichtsfächern einfließen. Und wir ha-
ben uns halt schulintern dann so ein bisschen geeinigt, welche Schlüsselkom-
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277