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Kompetenzorientierung, die ihr im Zusammenhang mit der neuen Matura prä-
sentiert wurde, keine Förderung der Kritikfähigkeit. Dabei stellt die Lehrperson
die Möglichkeit in den Raum, dass sie Kompetenzorientierung, so wie sie ihr im
Zusammenhang mit der Matura präsentiert wurde, eventuell falsch verstanden
hat:
I-A13_m: I: Also Sie verbinden jetzt/Sie haben am Anfang gesagt, Ihnen ist
total wichtig, ein kritisches Reflektieren von den Schülern. Das verbinden Sie
nicht mit Kompetenzorientierung?
B: Nicht in der Form, wie wir es jetzt, speziell, also im Hinblick auf die Matura
präsentiert bekommen haben, gelehrt bekommen haben oder gezeigt bekommen ha-
ben. Also das nicht.
I: Inwiefern?
B: Für mich ist die Kritikfähigkeit eben gepaart mit der Neugier. Ich muss
erst etwas wissen. Denn nur, wenn ich etwas weiß, kann ich etwas kritisch
hinterfragen. […] Aber so wie das in der Matura – vielleicht habe es nur ich
schlecht verstanden, das mag natürlich genauso gut sein – bei der Matura gefor-
dert wird, ist das für mich heiße Luft. Ich habe mir auch bewusst fachfremde
Maturen angehört, und ich hatte den Eindruck, das ist dasselbe. Das ist dann
so: Er gibt ein bisschen Fakten, und dann ist der Rest/dann erzählt er, nicht?
Da kann er dann je nachdem, sind sie sprachlich gut drauf, schneiden sie bes-
ser ab. Sind sie mundfaul oder nicht so gut drauf, ist es ein bisschen schwä-
cher.
Auch Lehrperson A2_m argumentiert im Zusammenhang mit der Matura, bei
der sie durch die Einführung von Kompetenzorientierung eine Nivellierung
nach unten erkennt. Es sei der Eindruck entstanden, durch Kompetenzorientie-
rung sei kein Faktenwissen mehr gefragt, sondern lediglich beliebige Meinungs-
äußerungen vonseiten der Schüler/innen:
I-A2_m: Also gerade in Geschichte haben wir ja jetzt in Zusammenhang mit
der neuen Matura, wo ja, die neue Matura hat ja auch, bei der mündlichen Ma-
tura ist ja auch die Kompetenzorientierung verankert und da haben wir inner-
halb von der Arbeitsgemeinschaft Geschichte, haben wir ja so Modellfragen
bekommen im Vorfeld der Einführung der neuen Matura. Und, na ja, also da
waren Fragen dabei, wo eigentlich das, was der Schüler über ein gewisses Thema
wissen sollte, schon mit der Frage drinnen steht und er dann nur irgendeine Mei-
nung dazu äußern soll. Und das ist natürlich gerade das, wo ich meine, dass
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277