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Lehrpersonen mit einer sehr negativen Haltung zu Kompetenzorientierung
zeichnen sich durch eine eindeutige und explizite Abneigung aus, die als solche
formuliert wird. Kompetenzorientierung wird im Interview nur (oder fast nur)
negativ verhandelt. Sehr negative Haltungen können sich auch auf folgende
Weise manifestieren:
• Starke negativ-emotionale Gefühle werden ausgedrückt (Ärger, Wut)
• Starke Begrifflichkeiten bzw. „Kraftausdrücke“ werden verwendet
• Spott und Sarkasmus
• Motto: Kompetenzorientierung ist Blödsinn
I-A11_f: Ich habe ja zu Hause mich auch öfter aufgeregt und mich immer geärgert über die-
sen schrecklichen Begriff.
I-A3_f: Ich weiĂź nicht. Also Kompetenzorientierung, ich finde auch, es ist einfach schon so ein
Schlagwort, das ganz negativ behaftet ist. Und man verdreht schon ein bisschen die Augen,
wenn man es hört. Ich finde, das ist wirklich ein Thema, dass man sich einfach so sehr darauf
fokussiert jetzt, ist, glaube ich, schon ein Problem.
I-A13_m: Das ist doch alles Schwachsinn. Meiner Meinung nach ist diese ganze Kompetenz-
orientierung 
etwas, 
das 
sich 
im 
Übrigen 
auch 
[Name] 
damals 
im 
Ministerium 
aus 
den 
Fingern 
gesogen hat, um eine Daseinsberechtigung zu haben. Ich habe nicht verstanden, was das
ganze GroĂźe dahinter sein soll.
I-N21_f: Dieser Hype, der macht mich persönlich schon ein bisschen wahnsinnig. In meinem
Studium, in meiner Ausbildung ist es nur um Kompetenzen gegangen und Lehrziele, Lernzie-
le  […]. 
Also  ich  finde,  das 
ist  schon  too  much.
I-N9_f:  […]  Computerkompetenz,  Lernkompetenz,  soziale  Kompetenz,  Bürger-  und  Eigenin-
itiative, bla, bla, bla. Können wir alles zuordnen, aber ich weiß nicht, was mich da jetzt glück-
licher macht oder weniger glĂĽcklicher macht. Ist fĂĽr mich jetzt aber ehrlich gesagt jetzt nicht
so ein Thema.
I-A11_f: I: Okay. Ich möchte jetzt zu so einem letzten größeren Themenbereich kommen:
Es ist ja so das Zauberwort irgendwo in der Geschichtsdidaktik, momentan ist kompetenzo-
rientiert.
B: Ja, das macht mich fertig. Ich weiĂź ja noch immer nicht, was das ist.
I-A15_f: Gerade in Geschichte. Geschichte ist fĂĽr mich ein Fach, wo ich diese Kompetenzen
sehr infrage stelle.
Neben solchen sich sehr stark positionierenden Lehrpersonen zeigt sich, dass
sich viele Lehrer/innen der Stichprobe eher in der Mitte positionierten. Lehr-
personen mit eher negativen Haltungen zu Kompetenzorientierung zeichnen
sich dadurch aus, dass sie in den Interviews Zustimmung und Ablehnung zu
Kompetenzorientierung erkennen lassen, dass aber die Ablehnung tendenziell
ĂĽberwiegt oder dass nur Ablehnung erkennbar ist, diese aber unaufgeregt vorge-
tragen wird. Eher negative Haltungen können sich auf folgende Weise manifes-
tieren:
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- LehrbĂĽcher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277