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sind, das Kind hat nur einen anderen Namen bekommen, und unter dem
Strich läuft es darauf hinaus, dass man messbar wird, vergleichbar, international,
nehme ich an, halt auch vergleichbar, und deshalb muss das auch alles doku-
mentiert und abgeprüft werden.
Lehrperson A16_m, selbst in der Lehrer/innenbildung tätig, bringt Kompetenz-
orientierung in einen Zusammenhang mit einem „aufoktroyierten Tunnelblick“:
I-A16_m: Ich muss auch ehrlich sagen, es ist natürlich eine gewisse, ja, Bahn,
ein bisschen ein Tunnelblick, der aufoktroyiert wird, den man auch quasi zu-
lassen muss zu einem gewissen Maß. Also, das war wahrscheinlich jetzt kei-
ne so befriedigende Antwort, weil ich tatsächlich nicht wirklich sicher bin,
inwiefern mich die Kompetenzen einschränken.
Statt den Begriff „aufoktroyiert“ verwenden Lehrpersonen auch andere biswei-
len stärker österreichisch bzw. wienerisch geprägte Ausdrücke:
I-A1_f: I: Aber mich interessiert irgendwo, oder ich will herausfinden, was
ist passiert, dass das [Kompetenzorientierung] so einen negativen Touch hat?
B: Ich glaube, weil das halt von oben/von höheren Stellen, also Stadtschulrat,
weil uns das da so irgendwie so auf das Auge gedrückt wird, ja. Und dann ja alle
glauben, im Unterricht, mache ich das jetzt falsch? Muss das jetzt ganz neu?
I-N18_w: I: Was ist da passiert, dass das so/?
B: Na ja, ich glaube, uns wurde das einfach übergestülpt ohne jegliche Vorinfor-
mation: Da habt ihr es und da macht! Und ja, wenn man halt von solchen
Sachen dann irgendwie so überfahren wird und quasi nicht genau weiß, was
man jetzt damit machen soll und wie man es umsetzen soll.
Lehrpersonen etwas Neues von oben zu verordnen, sei prinzipiell schwierig,
meint Lehrperson A15_f:
I-A15_f: B: Ich glaube, es waren die Vorgaben auch. Also was die Matura
jetzt zum Beispiel waren die Vorgaben auch sehr, wie soll ich sagen, die wur-
den uns aufgesetzt und das war schon das Problem, ja? Lehrern etwas aufzuset-
zen, das ist immer ganz schwierig, ja? Dass man einfach vonseiten des Stadt-
schulrates eine Order bekommt, so ist das durchzuführen und nicht anders
und diese Themenpools sind zu behandeln und so. Das ist halt schwierig, ja?
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277