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I-A7_f: Und das ist schon einmal schlecht, weil die haben keine Ahnung von mei-
nem Unterricht und ich mache den eh gut und ich lasse mir von keinem sagen, wie
ich das/Punkt. Autonomie des Lehrers. Ich mache die Tür zu und mache, was ich
will. Und es geht auch keinen was an. […] Und natürlich gibt es Probleme
mit der Kompetenzorientierung, mit der Impleme/also da sind auch Dinge
schiefgegangen, das sage ich gar nicht, ja. Und die haben es extrem, ich glau-
be, sie sind schlecht verkauft worden, habe ich das Gefühl, ja. Da ist nicht mit Leh-
rern und Lehrerinnen so umgegangen worden, dass das, weiß ich nicht, ein sehr
positives Klima erzeugt hat, habe ich das Gefühl. Und da ist viel, viel verloren ge-
gangen. Und den Boden jetzt wiedergutmachen, das ist natürlich umso
schwerer, ja. Habe ich das Gefühl. Aber ja, dieses Modell an sich stand sich
nicht für/und da kann der Christoph Kühberger418 schreiben, so viele Bücher er
will, das/ […] Ja, also da kann ich Bücher und Handreichungen schreiben,
wenn da jemand mal nein gesagt hat, ist es umso schwerer.
Dabei herrscht – wie schon gezeigt – unter manchen Lehrenden der Eindruck,
dass die Kompetenzorientierung in irgendeiner Weise „gegen die Lehrer“ ge-
richtet sei oder dass man diese bei der Ausarbeitung nicht eingebunden und ge-
fragt habe. Lehrperson A1_f empfindet daher die CAOHT/EBAHT-Studie, im
Zuge derer die Perspektiven der Praxis eingeholt und Lehrpersonen befragt wer-
den, als sehr positiv – dass dies nämlich im Zuge von Reformen und Änderun-
gen im Schulwesen nicht getan würde, empfindet sie als „das Grundübel“ und
Ursache einer, wie sie es nennt, „Praxisferne“:
I-A1_f: I: Im besprochenen Zusammenhang, wir haben ja über Schulbücher
gesprochen, über Ihren Unterricht, über die Lehrerbildung, über Kompeten-
zen, haben Sie da das Gefühl, dass Sie da irgendwas noch sagen wollen dazu,
was vielleicht jetzt Ihnen noch einfällt?419
B: Ich finde das gut, dass, so wie Sie das machen, dass man da jetzt an die Schu-
len geht und an der Front mal recherchiert, weil ich glaube, das ist das Übel allen/
ja, dass viele Reformen und Änderungen, ja, geschehen dort, und da, die es angeht,
die werden gar nicht einbezogen, ja. Sondern/
418 Vgl. Kühberger 2013a, 2015; Hellmuth/Kühberger 2016; Bramann u. a. 2018.
419 Wie bereits erwähnt, wurde am Ende des Interviews den Lehrpersonen stets die Frage
gestellt, ob sie noch etwas im besprochenen Zusammenhang sagen möchten. In der Li-
teratur wird darauf hingewiesen, dass gerade durch solche abschließenden Fragen noch
einmal wichtige Daten generiert werden können, in welchen die interviewten Personen
ihre Relevanzsetzungen besonders offenlegen (Bogner u. a. 2014, S. 61).
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277