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lungen zu historischer Kompetenzorientierung436 vor diesem Hintergrund inter-
pretiert werden müssen. Quantitativ kann immer nur gemessen werden, wie
emotional nahe bzw. ferne Lehrpersonen gegenüber dem stehen, was sie unter
Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht verstehen, und dies ist sehr
unbestimmt. Valide Daten zu Einstellungen bzgl. historischer Kompetenzorien-
tierung zu erheben, dürfte in der derzeitigen Situation in Österreich ein höchst
schwieriges Unterfangen darstellen.
Nachdem Pichler österreichische Lehrpersonen, die Kompetenzorientie-
rung als positiv bewerten, genauer erforschte, wurde hier weiter vertieft, was die
Probleme im Zusammenhang mit historischer Kompetenzorientierung darstel-
len. Dazu wurden insbesondere die Aussagen von Lehrkräften, die Vorbehalte
gegenüber Kompetenzorientierung manifestierten, einer vertieften Analyse un-
terzogen. Es zeigt sich in den Daten
– wie auch eben schon zum Teil dargelegt
–,
dass Vorbehalte gegenüber (historischer) Kompetenzorientierung weniger eine
Ablehnung des historischen Denkens an sich darstellen, sondern dass der Ruf
der historischen Kompetenz vielmehr von fachfremden Diskursen beschädigt ist.
Ein Befund diesbezüglich ist, dass die wenigen Lehrpersonen der Stichprobe, die
fachspezifisch argumentierten, tendenziell sehr positive Einstellungen zu Kom-
petenzorientierung in den Interviews erkennen ließen, ja zu einem großen Teil
sogar ihre Begeisterung für fachspezifisch historisches Denken durchklingen lie-
ßen. Die Vorbehalte gegenüber (historischer) Kompetenzorientierung sind
– da-
rauf deuten die in dieser Studie erhobenen Befunde hin
– zu einem großen Teil
eine Konsequenz der vielen unterschiedlichen Kompetenzdefinitionen und Mo-
delle, mit denen Lehrpersonen in der Ausbildung und Praxis konfrontiert wer-
den. Wenn Lehrer/innen das Gefühl haben, etwas nicht zu verstehen, kann dies
zu Abwehrreaktionen führen. Es zeigt sich ebenfalls, dass manche Lehrpersonen
den Eindruck haben, dass Kompetenzorientierung eine „von oben“ oktroyierte
Modeströmung darstellt, die an den Bedürfnissen der pädagogischen Praxis vor-
beilaufen würde.
Ein wahrscheinlich besonders bedeutsamer Befund ist, dass unter manchen
Lehrenden der unbestimmte Eindruck besteht, Kompetenzorientierung sei in
irgendeiner Weise „gegen Lehrer“ gerichtet. Dabei ist abermals nicht der fach-
spezifische, sondern der allgemein bildungspolitische Kontext der ausschlagge-
bende Rahmen. Obwohl das Fach Geschichte bei PISA nicht geprüft wird, wird
die Einführung der Kompetenzorientierung unter (Geschichts-)Lehrpersonen
als Kritik an ihrer bisherigen Praxis verstanden, insofern als im Zusammenhang
436 Vgl. dazu Pichler 2016; Bernhard/Kühberger 2018a; Kipman/Kühberger 2019.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277