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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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218 historische Kompetenzorientierung mit „Schülerorientierung“ bzw. dem „Selbst- ständig-arbeiten-lassen“ gleichzusetzen ist  – eine Position, die unter den inter- viewten Lehrpersonen vorhanden ist. Es sollte vielmehr klar hervorgehoben werden, dass Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht nicht in erster Linie durch den Gegensatz von „cognitive construction“ vs. „knowledge trans- mis sion“462 bestimmt ist. „Cognitive construction“ bzw. das, was in der Literatur oft unter konstruktivistischem Lehr-Lern-Konzept verstanden wird463, ist für sich genommen noch keine Kompetenzorientierung, sondern kann höchstens ei- nen kompetenzorientierten Geschichtsunterricht begünstigen. Dies allerdings nur dann, wenn dabei die eigenständige Bearbeitung von Quellen und Darstel- lungen im Mittelpunkt steht bzw. wenn diese Arbeit von elaborierten Überzeu- gungen zu Geschichte geprägt ist. Etwas salopper formuliert: Es soll ganz klar werden, dass das Ausfüllen eines Lückentextes oder das selbstständige Ausarbei- ten von Wissen aus dem Schulbuch (beides ist in den Daten als mit Kompetenz- orientierung in Verbindung stehend anzutreffen) nicht zwangsläufig historisches Denken darstellt. Es hat sich ebenso gezeigt, dass für viele Lehrpersonen der Begriff „Kompe- tenz“ inzwischen sehr negativ konnotiert ist (I-A18_f: „das ist das Unwort des Jahres“). Eine zumindest denkbare (wenn auch wahrscheinlich kaum realisierba- re) Variante wäre es, die Konzepte Kompetenz und historisches Denken wieder zu entkoppeln und in der Geschichtsdidaktik auf den ausgehend von nicht fach- spezifischen Diskursen hochgradig aufgeladenen Begriff „Kompetenz“ zu ver- zichten. Um die negativen Konnotationen, welche mit dem Begriff „Kompetenz“ einhergehen, nicht auf das historische Denken abfärben zu lassen, könnte man auf den Begriff des historischen Denkens ausweichen und diesen stärker im Diskurs verankern. Dass keine einzige der interviewten Lehrpersonen den Begriff „histo- risches Denken“ in den Interviews gebrauchte, zeigt, dass im Zusammenhang mit dem Verständnis von Kompetenzen als historisches Denken sehr viel Verbesse- rungspotenzial vorhanden ist. Aufgrund des nun vollzogenen Paradigmenwech- sels hin zu Kompetenzen im Schulsystem wird die Entkoppelung der Begriffe wohl kaum in absehbarer Zeit möglich werden und macht aus derzei tiger Sicht auch keinen Sinn  – dennoch sollte der Gedanke hier aufgeworfen werden. Ganz wichtig erscheint mir, dass man die Verantwortung für die „Kompetenz- konfusion“ nicht bei „den Lehrern“ sucht, wie dies bisweilen in der Geschichtsdi- daktik vorkommt (ich habe in diesem Zusammenhang massive Schimpftiraden 462 Schlichter 2012, S.  17. 463 Vgl. Fenn 2013.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Titel
Von PISA nach Wien
Untertitel
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Autor
Roland Bernhard
Verlag
WOCHENSCHAU Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
284
Kategorie
LehrbĂĽcher

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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