Kurtatsch
Kurtatsch an der Weinstraße | |
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(ital.: Cortaccia s.s.v.) | |
Wappen
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Karte
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Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Überetsch-Unterland |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2016) |
2.228/2.226 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
96,25 % deutsch 3,36 % italienisch 0,38 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 19′ N, 11° 13′ O |
Meereshöhe: | 212–1856 m s.l.m. (Zentrum: 333 m s.l.m.) |
Fläche: | 30,19 km² |
Dauersiedlungsraum: | 9,6 km² |
Fraktionen: | Entiklar, Graun, Hofstatt, Oberfennberg, Penon |
Nachbargemeinden: | Coredo (TN), Margreid, Neumarkt, Roverè della Luna (TN), Ton (TN), Tramin, Tres (TN), Vervò (TN) |
Postleitzahl: | 39040 |
Vorwahl: | 0471 |
ISTAT-Nummer: | 021024 |
Steuernummer: | 80010130211 |
Bürgermeister (2015): | Martin Fischer (SVP) |
Kurtatsch an der Weinstraße ([kʊrˈtatʃ]; italienisch: Cortaccia sulla strada del vino) ist eine Gemeinde mit 2226 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2016) in Südtirol (Italien). Kurtatsch zählt zu den an der Südtiroler Weinstraße gelegenen Dörfern im Unterland.
Geografie
Die Gemeinde Kurtatsch befindet sich im Unterland, einem Abschnitt des Etschtals im Süden Südtirols, auf der orographisch rechten (westlichen) Talseite. Der Hauptort, Kurtatsch (260–410 m s.l.m.), liegt leicht erhöht am Hangfuß des Mendelkamms. Der darunterliegende und zum Gemeindegebiet gehörende Abschnitt der Talsohle, der im Norden an Tramin, im Osten an Neumarkt und im Süden an Margreid grenzt, reicht bis an die Etsch. Etwas südlich des Hauptorts liegt, ebenfalls nur wenig über dem Talboden, die Fraktion Entiklar (210–240 m).
Höher gelegen und über die Hangleisten des Mendelkamms verstreut erstrecken sich mehrere Gehöfte, Weiler und dörfliche Siedlungen, die zu weiteren vier Fraktionen gerechnet werden. Auf einem Hochplateau im Norden des insgesamt 30,19 km² großen Gemeindegebiets befindet sich Graun (790–840 m); westlich oberhalb des Hauptorts und Entiklars liegen Hofstatt, eine Streusiedlung ohne echtes Dorfzentrum, und das auf Hangterrassen verteilte Penon (580–620 m); im Süden des Gemeindegebiets schließlich erhebt sich der Fennberg, auf dessen nördlicher Plateauhälfte die Fraktion Oberfennberg (1160–1170 m) Platz findet. Die sich westlich über den Kurtatscher Siedlungsflächen erhebenden Höhen des zur Nonsberggruppe gerechneten Mendelkamms tragen die Grenze zum Trentino. Unter den wenig markanten Gipfeln dort bildet das Tresner Horn (1812 m) den höchsten Punkt des Gemeindegebiets.
Geschichte

Kurtatsch wird erstmals urkundlich im Jahre 1191 im sogenannten Vigilius-Brief genannt. Die Herkunft des Namens Kurtatsch (vgl. lat. cors / cortis: der Hof / des Hofes) wird von Fachleuten als eine Ansammlung höher gelegener Höfe angesehen.
Ob der damalige Bereich um Kurtatsch bereits ständig besiedelt war, geht aus den wenigen archäologischen Funden nicht hervor. Eine Reihe von Streu- und Lesefunden belegt eine Besiedlung einiger Plätze in der mittleren und späten Steinzeit. Einige wenige Funde weisen auf römische Reste hin, allerdings gab es in diesem Bereich nur eine villa rustica, die römische Straße verlief an der gegenüberliegenden Talseite. Möglicherweise kam um 400 n. Chr. der eher legendäre trientinische Bischof Vigilius in diesen Teil des Unterlandes und legte den Grundstock für eine Vigilius-Kapelle, die allerdings mit dem Patronat erst nach 1300 beurkundet wurde. Rätselhaft ist eine zweite frühe Kapelle, die dem Hl. Valentin geweiht war. Valentin war ein Wanderbischof, der um 420 n. Chr. aus dem Norden kam, nach Trient gewandert sein soll, und später in einer Klause bei Meran gestorben sein soll (Südtiroler Sagenschatz, Wahrheit und Sage (1949) S. 512 [Schlern Pub.]). Die Kapelle oder Kirche, die in einigen wenigen Urkunden genannt wurde, ist heute abgängig. Kurtatsch war um 580 Sitz einer sehr wichtigen langobardischen "...curtis..." gewesen. Es war damit Sitz eines Bezirksgerichtes, das den damaligen Namen curtis regius an den heutigen Ortsnamen weitergab. Ob der Ort eine langobardische Burg hatte, ist nicht bekannt, genauso ob es im 6. Jh. bereits eine arianische Kirche gegeben hat [Huter, Der Sogenannte Vigiliusbrief. in : Mitt. Inst. Öst. Gesch., 50 (1936), S. 52]. Es dürfte zumindest ein Sitz des Herzogs Ewin gewesen sein. Hierauf weisen gefundene Grundmauerreste hin, die man beim Straßenbau fand. Der Ort gehörte wie eine Reihe anderer Orte an der Westseite des südlichen Unterlandes um 855/65 [Urk. des Unterland, Bozen Nr. 26, 28] zum Bistum Trient "....que dicitur Curtasze..." [Stolz AD II, S. 111] und war Bischofsland. Im Jahre 855 wurde ein "...predium in Lenticlare [heute Entiklar] ...in Curtazze..." dem Bistum Trient zusammen mit anderen Gütern zwischen Tramin und Kurtatsch von einem Henericus geschenkt [TUB I/1, n. 13]. Zu dieser Zeit muß es bereits eine Kirche gegeben haben. Diese frühe Kirche geht auf die Gründung und Schenkung "...ecclesia ... ss. Quiricus et Jolitta de Tramino et Lenticlarum..." zurück, die von Regineri et Heinricus f.c. comitis lege vivente Langobardorum..." durchgeführt wurde und deren Text sich in einer gefälschten Urkunde (um 1190) findet. 1022 erscheint in "...locam Curtazze una ecclesia ad Curtasca et una ecclesia in Curono..." [Kurtatsch und Graun vgl. Huter, Der Sogenannte Vigiliusbrief. in : Mitt. Inst. Öst. Gesch., 50 (1936), S. 52]. Hieraus wird deutlich, dass zu dieser Zeit Graun ein Ableger der Kirche von Kurtatsch gewesen sein dürfte.
Kurtatsch gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Gerichtsbezirk Neumarkt in Tirol und war Teil des Bezirks Bozen.
1913 verlor die Gemeinde die Fraktion Söll an Tramin, 1978 ebenso die Fraktion Rungg.
Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft
Die Haupterwerbsquelle der Menschen von Kurtatsch sind Wein- und Obstbau. Während im Tal weitläufige Obstplantagen bewirtschaftet werden (ca. 600 ha), wächst an den Hängen rund um und oberhalb von Kurtatsch Wein internationaler Güte (ca. 330 ha). Fast die Hälfte der Bevölkerung ist in über 300 Betrieben in der Landwirtschaft tätig.
Verkehr
Für den Kraftverkehr ist Kurtatsch in erster Linie durch die Weinstraße erschlossen, die nahe am Dorfzentrum vorbeiführt. Die östliche Seite der Talsohle wird von der A22 und der Brennerbahn durchquert. Letztere bietet dort am Bahnhof Margreid-Kurtatsch – im Gemeindegebiet von Margreid gelegen – eine Zugangsstelle.
Bildung
Auf dem Gemeindegebiet befinden sich drei Grundschulen im Hauptort Kurtatsch, in Graun und in Penon, die zusammen dem deutschen Schulsprengel der Nachbargemeinde Tramin angeschlossen sind.[1]
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister seit 1952:[2]
- Johann Peer: 1952–1960
- Vigil Peer: 1960–1980
- Oswald Schiefer: 1980–2010
- Martin Fischer: 2010–
Wappen
In Blau ein goldenes Posthorn mit ebensolchen Quasten, begleitet von je zwei goldenen sechszackigen Sternen oben und unten. Das ursprüngliche Wappen dürfte sich aus den Familienwappen der begüterten Familie „an der Platten“ (Jagdhorn) und der Familie Masseregn (vier Sterne) zusammengesetzt haben. Daraus entstand später durch die reichere Ausgestaltung des ursprünglich einfachen Jagdhornes, so wie es heute noch auf einem Weihwasserbecken der Kirchenumfriedungsmauer aus dem 16. Jh. erhalten ist, das heutige Posthorn.
Persönlichkeiten
- Stefan Paluselli OCist (1748–1805), Zisterzienserpater und Kirchenmusiker
- Otto Tiefenbrunner (1902–1972), österreichischer Rechtsanwalt und Widerstandskämpfer
Weblinks
- Website der Gemeinde Kurtatsch
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
- Landschaftsplan der Gemeinde Kurtatsch. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Museum Zeitreise Mensch
- Geschichte Tirol: Kurtatsch
Einzelnachweise
- ↑ Schulsprengel Tramin. Südtiroler Bürgernetz; abgerufen am 25. Oktober 2014.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159; abgerufen am 16. November 2015 (PDF; 15 MB).