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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 85
mutlich von ihm selbst gesammelt – abschriftlich erhalten geblieben sind.336 Obwohl
Johannes Fuchsmagen führendes Mitglied der bereits erwähnten Sodalitas litteraria
Danubiana war, scheint er selbst poetisch nicht tätig geworden zu sein.337 Sein huma-
nistisches Interesse galt vielmehr der Geschichte und Altertumskunde, römerzeit-
lichen Münzen und Inschriften. Umfangreich ist sein entsprechender, bisher
bekannter Nachlass allerdings nicht. Zunächst ist der heutige CVP 3334 der Öster-
reichischen Nationalbibliothek zu nennen, der eine auf Fuchsmagens Kosten im
Jahre 1482 hergestellte Abschrift der Chronik des Otto von Freising enthält.338 Auf
dem zweiten nicht nummerierten Vorsatzblatt schrieb Fuchsmagen in sehr flüchtiger
Schrift die Geschichte Karls des Kühnen von Burgund nieder.339 Aus den zahlreichen
Randglossen im gesamten Codex geht hervor, dass es sich dabei um Fuchsmagens
Gebrauchsexemplar handelte, das er sozusagen mit der Feder in der Hand las.340
336 Dabei handelt es sich um den Cod. 664 der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (ULBT,
„Codex Fuchsmagen“) und den (unvollständigeren) CVP 3506 der Österreichischen National-
bibliothek. Als Autoren vertreten sind u. a. Konrad Celtis, Johannes Cuspinianus, Johannes
Reuchlin und Sebastian Brant. Eine Teiledition der Gedichte stammt von Anton Zingerle, Beiträge
zur Geschichte der Philologie, I. De carminibus Latinis saec. XV et XVI ineditis, Innsbruck 1880. Vgl.
ferner Großmann, Frühzeit des Humanismus 275–276, und Gisela Nocker, Lateinische Hofpoesie aus
der Zeit des Humanismus am Beispiel des „Codex Fuchsmagen“ (ungedr. Dipl.), Innsbruck 1994 sowie
dies., Fürstenhof und Humanismus: lateinische Hofpoesie am Beispiel des "Codex Fuchsmagen" (Uni-
versitätsbibliothek Innsbruck, Codex 664), in: Michael Gebhardt, Max Siller (Hrsg.), Literatur und
Sprache in Tirol. Von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert. Akten des 3. Symposiums der Sterzinger
Osterspiele (10.–12.4.1995), Innsbruck 1996, 181–192. Für Informationen zum Cod. 664 danke ich
Peter Zerlauth (ULBT). Die längst fällige Gesamtedition samt Übersetzung und Kommentar wird
von Gabriela Kompatscher-Gufler (Innsbruck) vorbereitet. Vgl. vorläufig die ausführliche Be-
schreibung der Handschrift von Petra Ausserlechner, in: Dies. u. a., Katalog der Handschriften der
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, Teil 7, Cod. 601–700, Katalogband (Denk-
schriften der ÖAW, Phil.-hist. Kl. 414), Wien 2011, 344–362, sowie die Kommentierung der im
Cod. 664 enthaltenen Gedichte mit Bezug zu Tirol von Korenjak, Tyrolis Latina, I 85–89.
337 Als Ausnahme wurde früher nur sein eigenes Grabgedicht genannt: Ruf, Fuchsmagen 115, und
Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 79. Nach Rupprich, Celtis-Briefe 294, Anm. 1, stammen die
Distichen allerdings von Konrad Celtis; diese Möglichkeit ist durchaus in Betracht zu ziehen, zu-
mal Fuchsmagen anlässlich des Todes eines Bekannten vier Verse als Sarkophagaufschrift von
Celtis erbeten und auch erhalten hatte (siehe Rupprich, Celtis-Briefe Nr. 311 und 314). Lhotsky,
Quellenkunde 442, nennt die Verse (mit Verweis auf Zingerle, Carm. lat. 89) wiederum unter den
Gedichten von Petrus Bonomus (Pietro Bonomo), obwohl er sie auf Seite 434 derselben Schrift (mit
Bezug auf Ruf, Fuchsmagen 115) als von Fuchsmagen „selbst verfaßte Grabschrift“ bezeichnet.
Zingerle begründet die Autorschaft von Bonomo mit der Tatsache, dass mehrere Verse, denen
Fuchsmagens Grabdisticha entnommen wurden, im Liber epigrammaton von Bonomo enthalten
sind (der wiederum in den „Codex Fuchsmagen“ aufgenommen wurde): Siehe Zingerle, Carm. lat.
XXXIII und 88–89. Neueste, interessante Ergebnisse zur Genese und Verfasserschaft der Distichen
von Fuchsmagens Epitaph sowie zu erhaltenen Steinfragmenten sind zu erwarten von Andreas
Zajic, Epigramm und Epitaph. Vgl. vorläufig Metzger, Fuchsmagen-Teppich 204.
338 CVP 3334, fol. 1r unten: „Johannis Fuchsmag doctoris impensis scriptus“. Fuchsmagen besaß mit dem
CVP 3335 auch eine weitere Abschrift der Chronik, die ihm Thomas Resch laut darin enthaltenem
Schenkungsvermerk am 2. Juli 1508 geschenkt hat (fol. 3r unten).
339 Inc.: „Johannis Fuchsmag d(octoris). Karolus dux Burgundie Prabancie Holandie […]“
340 Auch aus anderen Händen sind Marginalien zu finden, so etwa die bereits erwähnte von Konrad
Peutinger auf fol. 94r. Vgl. auch die Ausführungen von Adolf Hofmeister zum CVP 3334 in seiner
Einleitung zur Textedition von Ottos Chronik: Adolf Hofmeister (Hrsg.), Ottonis de Sancto Blasio
Chronica (MGH SS rer. Germ. 45), Hannover/Leipzig 1912, LXXVI–LXXIX.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548