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124 | Augustinus Prygl Tyfernus
Giocondo-Abschrift vor sich gehabt, die Fuchsmagen gehörte und von diesem mit
zahlreichen Zusätzen versehen worden war (h. CT 3569).541 Für diese These sprechen
folgende zwei Fakten: Erstens hat der Schreiber Meynhardus Rauhhp nur im rele-
vanten Teil des Trienter Codex die Ortsangaben „IBIDEM“ in Majuskeln geschrie-
ben – offensichtlich um sie vom Inschrifttext besser hervorzuheben. Zweitens
wurden sämtliche Randbemerkungen Fuchsmagens aus dem CT 3569, fol. 59r–60r,
von Tyfernus in seine Abschrift der Giocondo-Sammlung eingearbeitet!542
Tyfernus ist im Übrigen sehr daran gelegen, die Leser seiner Sammlung davon zu
überzeugen, dass auch er selbst viele Inschriften vom Original abgeschrieben und
sich dabei intensiv um eine korrekte Wiedergabe bemüht hat. Zu diesem Zweck
schildert er so manches kleine Abenteuer, das er bei seinen antiquarischen Streifzü-
gen erlebte. Gerade unter die Kopien süditalienischer Inschriften streut er derartige
Bemerkungen häufiger ein – wahrscheinlich, um den Unterschied zu jenen Abschrif-
ten noch stärker herauszustreichen, für die er eine Quelle benutzte. Seine Sorgfalt
beim Transkribieren hebt er besonders bei den Denkmälern aus Neapel543 und
Capua544 wiederholt hervor. In einer anderen Notiz beschränkt er sich auf die Mit-
teilung, eine Inschrift persönlich abgeschrieben zu haben: „Terracinam in Campania
ego nuper excerpsi“.545
Derartige Bemerkungen sind nicht nur bei Inschriften aus Italien zu finden. Auch bei
den norischen Denkmälern lässt Tyfernus keinen Zweifel aufkommen, dass sie von
ihm selbst gefunden und abgeschrieben worden sind: „haec duo nuperrime in Idus
Novembris hic in monasterio Admontensi a me inventa fuere“ (CVP 3492, fol. 20r). Da
diese beiden Denkmäler aus dem Stift Admont (CIL III 5640 und 5641) zusätzlich im
CVP 3528 (fol. 58v) enthalten sind, bietet sich die Möglichkeit zu einem Vergleich der
Abschriften: Beide Kopisten bemühten sich sehr um eine möglichst authentische
Wiedergabe der Inschriften, indem sie die Zeilentrennung ihrer Vorlage beachteten
und sich auch der Ligaturen annahmen. Dennoch ist festzustellen, dass der Schreiber
dieses Teils des CVP 3492 (Hand B/Meynhardus Rauhhp?) größere Sorgfalt an den
Tag legte: Im CVP 3528 fehlen in der letzten Zeile der ersten Inschrift (CIL III 5641)
gleich zwei Ligaturen, das Zahlzeichen „XX“ ist weniger sauber ausgeführt. Bei der
folgenden Inschrift (CIL III 5640) hat derselbe Schreiber in der zweiten Zeile offenbar
vergessen, den Buchstaben „E“ als Ligatur „TE“ zu gestalten – der Platz dafür scheint
ausgespart zu sein. Die oben zitierte Zusatzbemerkung wurde hier ebenfalls nicht
übernommen.
541 Siehe Kap. 3.2.
542 Z. B. wird Giocondos Ortsangabe „Romae apud turrim comitum in quadam ecclesia” mit Fuchsmagens
Präzisierung „S. Quirici et Iulite“ (CT 3569, fol. 59v/S. 129) bei Tyfernus zu „Romae in Ecclesia
Sanctorum Quirici et Iulitae apud Turrim Comitum“ (CVP 3492, fol. 24v). Es ist allerdings auch denk-
bar, dass Tyfernus auf jenen (jucundischen) Codex zurückgriff, der Fuchsmagen als Grundlage für
seine Marginalien im CT 3569 diente. Siehe dazu Kap. 3.2 und 7.2.
543 „Hasce omnes inscriptiones ego ipse manu propria transcripsi et carent omni menda, qua sunt Capuanae et
Agri Capuani / ex agro Capuano“ (CVP 3492, fol. 38v = CVP 3528, fol. 42r).
544 „Hic sequuntur quae Capuae inveni emendatissime transcripta“ (CVP 3540, fol. 13v = CVP 3528, fol. 44r).
545 CVP 3528, fol. 58r.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548