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Der sogenannte Antiquus Austriacus | 141
Kärnten 19 2
Steiermark, übriges Noricum600 20 9
Wien 4 0
Bei einem detaillierten Vergleich der aufgenommenen Inschriften stellt sich heraus,
dass sich die beiden auctores antiquissimi nicht nur in denselben Gebieten aufhielten,
sondern auch an denselben Orten Inschriften kopierten. Die beiden Sammlungen
enthalten aus Noricum bzw. Pannonia Superior insgesamt 143 Inschriften, eine weitere
stammt aus Sterzing (eh. Vipitenum/Raetia).601 Der im Anhang angeführten Tabelle
12.2 ist zu entnehmen, dass lediglich sieben Denkmäler aus Poetovio, Celeia und
Ovilava sowohl in der Sammlung des sogenannten Antiquus Austriacus als auch in
jener von Augustinus Tyfernus vorkommen.602 Falls es sich bei diesen beiden auctores
tatsächlich um zwei verschiedene Personen handelt, die im nahezu selben Gebiet
nach römerzeitlichen Inschriften geforscht haben, ist das Ausmaß der Überschnei-
dung als bemerkenswert gering zu klassifizieren. Zudem ergänzen die Sammlungen
einander in weiten Teilen, wie ebenfalls aus Tabelle 12.2 ersichtlich wird: Bei Poetovio
und Celeia teilen sich die Inschriften nach der Anzahl der (rekonstruierten) Beleg-
stellen beinahe gleichmäßig auf. Aus Laibach (h. Ljubljana) und dessen Umgebung
soll nur eine einzige Abschrift auf „Antiquus Austriacus“ zurückgehen, während
Augustinus Tyfernus hier sieben Denkmäler (drei davon sogar doppelt) verzeich-
nete. Umgekehrt wiederum bringt Tyfernus aus Virunum und Flavia Solva keine
einzige Inschrift, was ebenso auffällig erscheint: Da er aus Slowenien kommend
nachweislich in den Nordwesten Kärntens (Gmünd) und nach Graz gereist ist, muss
er zwangsläufig an diesen historischen Stätten vorbeigekommen sein. Sonst hätte er
auch nicht aus dem unweit von Wagna (bei Leibnitz) liegenden Wildon eine Inschrift
aufnehmen können.
In Augustinus’ Sammlung fehlen zudem weitere Inschriften, die er eigentlich gese-
hen haben müsste – in der Zusammenstellung des „Antiquus Austriacus“ sind sie hin-
599 Damit ist jener Teil des ehemaligen Herzogtums Steiermark gemeint, der zwischen Mur und Save
liegt und 1918 Teil des heutigen Slowenien wurde.
600 Hier sind auch jene Inschriften inkludiert, die zwar nach den Angaben der auctores antiquissimi aus
dem Herzen von Noricum stammen, tatsächlich wohl aber dem pannonischen Grenzgebiet zuzu-
ordnen sind: CIL III 5056 und 5636. Siehe Kap. 7.4.3.
601 Da diese Inschrift (CIL V 5084) auch in anderen Sammlungen unter den norischen Denkmälern zu
finden ist, ergeben sich Hinweise auf mögliche Verbindungen zwischen den einzelnen Gewährs-
leuten.
Zu den einzelnen Inschriften siehe Tab. 12.2.
602 Es handelt sich dabei um CIL III 4030, 4041, 4056, 4071, 4075 (Poetovio), CIL III 5154 (Celeia) und
5631 (Ovilava). Zwei weitere Inschriften aus Celeia (CIL III 5234 und 5262) scheinen unter den
„Augustiniana“ bei Peutinger auf bzw. wurden von Mommsen der erweiterten „Antiquus-
Austriacus-Sammlung“ zugerechnet. Die Angaben von Marjeta Šašel Kos, Augustinus Tyfernus
1313a, die von „four [sc. inscriptions] from Poetovio and four from Celeia“ spricht, sind schwer
nachvollziehbar. Vermutlich greift sie hier auf Simoniti, Sloven. Humanismus 114, zurück, der eben-
falls von „vier [sc. Inschriften] aus Pettau […] und vier aus Cilli“ spricht und diese auch einzeln
anführt, dabei aber CIL III 4030 und 5631 übersieht und irrtümlich CIL III 5215 dazu nimmt, die
von Augustinus nicht überliefert wird.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548