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Codex Pragensis XIII G 14 | 165
und Umfang des Inhalts lediglich etwas jüngeren Datums sein. Eine vergleichende
Betrachtung des Verzeichnisses im Prager Codex führt zum Ergebnis, dass auch die-
ses – eventuell über eine Zwischenstufe – auf dieselbe Vorlage zurückgehen dürfte.
Es ist allerdings eindeutig überarbeitet und erweitert worden:
Die aufgelisteten Abkürzungen sind im CP XIII G 14 insgesamt zahlreicher und bei
den entsprechenden Auflösungen können bisweilen Ergänzungen oder veränderte
Formulierungen festgestellt werden. Es kommt aber auch vor, dass in der Prager
Handschrift eine Zeile gänzlich fehlt, die in den anderen Codices enthalten ist. Dies
kann sowohl auf den Schreiber zurückzuführen sein, als auch auf jene Person, die
das Verzeichnis für den CP XIII G 14 überarbeitet hat: Offensichtlich wurde versucht,
die Reihenfolge der einzelnen Abkürzungen dem alphabetischen Prinzip besser
anzupassen. Auch wurden des Öfteren unterschiedliche Auflösungen zu identischen
Abbreviaturen unter Wiederholung derselben in eine neue Zeile gestellt, in anderen
Fällen hingegen in einer Zeile zusammengezogen. Dadurch konnte das Ziel – ein
gleichmäßiges und einheitliches Erscheinungsbild der beiden Textspalten – erreicht
werden. Am Ende einer jeden Buchstabenkolonne wurde von Hand I etwas Platz für
nachträgliche Ergänzungen freigelassen. Dies fällt besonders an jenen Stellen auf, wo
mit der folgenden Buchstabenkolonne nicht auf einer neuen Seite begonnen wurde.
Diese Vorgangsweise ist auch im Cod. Borg. Lat. 336 zu beobachten, nicht aber im
CT 3569.
Von größtem Interesse bei diesen Vergleichen sind die Randbemerkungen und
Ergänzungen aus der Hand von Johannes Fuchsmagen, die im Abkürzungsver-
zeichnis des CT 3569 zu finden sind.701 Dazu einige Beispiele:
Die beiden Ergänzungen Fuchsmagens auf fol. 3v/S. 17 („causa commissa“) und
fol. 4r/S. 18 („C. III“) sind in der Prager Handschrift (fol. 5r) in den Text
integriert worden. Im Cod. Borg. Lat. 336 fehlen sie gänzlich.
Auf fol. 8v/S. 27 fügte Fuchsmagen unmittelbar anschließend an die letzte
Zeile „H S E Hic Situs est, hic sors eius“ hinzu. Im CP XIII G 14 (fol. 12r) wurde
diese Ergänzung an derselben Stelle in den laufenden Text übernommen. Im
Cod. Borg. Lat. 336 lautet die letzte Zeile der H-Reihe (fol. 13v) lediglich
„H.S.E. Hic situs est“.
Auf fol. 11v/S. 33 hat Fuchsmagen am Seitenrand mit „Lapis decreto decurionum
dato“ (sic!) eine weitere Auflösung für die Abkürzung „L D D D“ hinzugefügt,
obwohl sieben Zeilen zuvor die richtige Formulierung („Locus datus decreto
decurionum“) zu finden ist. Im CP XIII G 14, fol. 16r wurden diese beiden
Zeilen zusammengezogen. Im Cod. Borg. Lat. 336 ist von „lapis“ in diesem Zu-
sammenhang nirgends die Rede. Interessanterweise ist genau die Abkürzung
„L D
D D“ im Text der Inschrift CIL III 4567 zu finden – einem Stein, der sich
möglicherweise einst im Haus Fuchsmagens befunden hat!702
701 Vgl. Kap. 3.4.
702 Siehe Kap. 3.4 und 7.4.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548