Seite - 176 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Bild der Seite - 176 -
Text der Seite - 176 -
176 | Codex Pragensis XIII G 14
Den Beginn des zweiten Teiles von CIL III 4015 „D D SAC“ (im Prager Codex
als eigenständige Inschrift mit eigener Ortsangabe geführt) gab der Registra-
tor teilweise aufgelöst mit „D. D. sacrum“ wieder – wahrscheinlich in Analogie
zum etwas weiter vorne stehenden Text von CIL III 4041. Im vorliegenden Fall
ist die Abkürzung „SAC“ allerdings mit „sacerdotibus“ aufzulösen.731
Bei CIL III 3855 passierte ihm der oben bereits erwähnte Lapsus, eine Bemer-
kung, die sich auf die letzte Zeile der vorhergehenden Inschrift bezog („Illegi-
biles [...] litterae“), mit der folgenden Ortsangabe zusammen zu ziehen. Daraus
entstand – unbemerkt – eine unsinnige Formulierung.
Die fünfte Zeile der Inschrift CIL III 5055 weist in der Sammlung einen relativ
großen Abstand zur vierten und sechsten Zeile auf. Da das Denkmal zudem
über keine eigene Ortsangabe verfügt, hielt es der Registrator für zwei eigen-
ständige Inschriften ohne eigene Lokalisierung und nahm sie entsprechend in
seine Liste auf.732
f) Zwei im Prager Manuskript enthaltene Fragmente, die unter den Pettauer
Inschriften zu finden sind, wurden vom Schreiber des Registers nicht berück-
sichtigt; er hielt sie offensichtlich für zu unbedeutend bzw. unleserlich.733
g) Das Inschriftenverzeichnis enthält an einer Stelle eine bemerkenswerte Korrektur:
Der Verfasser hat die Lokalisierung der Inschrift CIL III 5410 zunächst buch-
stabengetreu vom Prager Codex abgeschrieben („Stir. in loco qui Kalhofen vocatur
in muro Ecclesiae apud oppidum Voitsperg“), dann aber den Ortsnamen eigenhändig
zur richtigen Form „Sta(l)lhofen“ korrigiert.734 Daraus könnte man beinahe auf
entsprechende geographische Kenntnisse des Schreibers schließen, wenn nicht an
anderen Stellen die Ortsangaben leicht fehlerhaft wären. Hermann Menhardt
meinte sogar, der Schreiber „war auch ein Mann, der in Kärnten und im übrigen
Österreich keine Ortskenntnis besaß, sonst hätte er nicht fehlerhaft geschrieben in
Arce petroniensi (128r) st. Petoviensi, 127v a villaco iuxta muram (!) fluvium, 127v In
valle Laurentina st. Lavantina u. a.“735 Dazu ist jedoch zu bemerken, dass im Regis-
ter (fol. 128r) ohnehin „Petroviensi“ steht (das „v“ gleicht jenem in den folgenden
Wörtern „Petov.“ bzw. „civitatis“) und sich dort wie bei „Laurentina“ (fol. 127v) im
Vergleich zur Originalsammlung (CP XIII G 14, fol. 191r bzw. 187v) lediglich ein
fehlerhaftes „r“ eingeschlichen hat. Auch die irrige Form „muram“ für den Fluss
Mur geht wie die Verwechslung dieses Gewässers mit der Drau bereits auf den
Prager Codex (fol. 186v,3) zurück.736
731 CVP 3255*, fol. 128r,13 bzw. CP XIII G 14, fol. 192r,1.
732 CVP 3255*, fol. 131v,18.19 bzw. CP XIII G 14, fol. 223r,2.
733 CP XIII G 14, fol. 225v,2 und 226r,2. Vgl. auch Tab. 12.3 im Anhang.
734 CVP 3255*, fol. 129r,2 bzw. CP XIII G 14, fol. 198v,2. Siehe Kap. 10.5.3, Abb. 71.
735 Menhardt, Wiener Handschriften 221.
736 Vielleicht fiel sie dem Registrator auch deshalb nicht auf, weil „die Mur“ im Deutschen bis heute
weiblich ist und auf slowenisch, kroatisch und ungarisch „Mura“ genannt wird.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548