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Codex Pragensis XIII G 14 | 181
Auch von Seiten des verwendeten Papiers wird die Annahme gestützt, dass das Re-
gister gleich der Sammlung noch zu Lebzeiten Fuchsmagens entstanden ist und
beide Werke somit zwischen 1508 und Mai 1510 geschrieben worden sind.
Dieses bemerkenswerte Datierungsergebnis ermöglicht zunächst eine Präzisierung
der Aussagen von Ladislav Vidman, nach dessen Meinung die Prager Handschrift
„zumindest so alt wie das Druckwerk von Apianus/Amantius (1534)“ ist.753 Tatsäch-
lich wurde der Pergamentcodex bereits etwa 25 Jahre früher geschrieben, was aus
folgenden Gründen von besonderer Relevanz ist:
a) Der Prager Codex stellt somit in Hinblick auf den Untersuchungs-gegen-
stand – den (alt)österreichischen Raum – für 44 norische, 14 oberpannonische
sowie eine raetische Inschrift die älteste Belegstelle dar. Dies gilt zunächst für
jene sechs Inschriften, für die bisher die 1531 verfassten Res Germanicae von
Beatus Rhenanus bzw. eine eigenständige, als „Picturae“ bezeichnete Hand-
schrift aus Peutingers Besitz754 als Erstbeleg geführt wurden755, vor allem aber
für jene 52 Inschriften aus Noricum und Pannonia Superior, für welche bisher
nach den Angaben im CIL die Inscriptiones von Apianus/Amantius an der
Spitze der Überlieferung standen.756 Es wird insbesondere zu prüfen sein, ob
bei dieser großen Inschriftengruppe nur eine chronologische Ergänzung im
Lemma vorzunehmen oder darüber hinaus ein Zusammenhang bzw. eine
Abhängigkeit zwischen den beiden ältesten Überlieferungsträgern festzu-
stellen ist.757
b) Der Prager Codex enthält unter anderem all jene Inschriften, die laut CIL III
auf die Sammeltätigkeit des sogenannten Antiquus Austriacus und deren
angebliche Erweiterungen zurückgehen.758 Damit liegt neben den drei
ursprünglich bekannten „Nachfolgesammlungen“ von Konrad Peutinger,
Johannes Choler und Apianus/Amantius eine vierte, frühe Sylloge vor, deren
Verhältnis zu den drei anderen in Hinblick auf diese „Antiquus-Austriacus-
Inschriften“ im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit zu klären ist.
Ergänzend führt die Tatsache, dass Fuchsmagens eigene Hand im Codex Pragensis
festzustellen ist, zu interessanten neuen Fragestellungen. Diese haben sich vor allem
mit Fuchsmagens Verhältnis zum Pergamentcodex auseinanderzusetzen. Zunächst
753 Vidman Epigrafický Rukopis Pražský I, 63.
754 SuStBA, 4° Cod. H 26 – siehe Kap. 8.1.
755 Zu diesen nunmehrigen Erstbelegen siehe Kap. 7.4.3 sowie Tab. 12.5 im Anhang.
756 Auch CIL III 5622 ist hier mitzuzählen, denn der Beleg für diese Inschrift bei Apianus/Amantius,
Inscriptiones 381,3, wurde von den Herausgebern dieses CIL-Bandes lediglich übersehen, ebenso
die Jünglingsstatue vom Magdalensberg, CIL III 4815, deren Inschrifttexte im Prager Codex erst-
mals vollständig mit ihrem Kärntner Fundort erwähnt werden. Bei CIL III 5983=XVII/4,14 wurden
als bisherige älteste Belege jene von Apianus/Amantius (Inscriptiones 453,1) und Choler (CLM 394,
fol. 144v,2) geführt. Auch hier ist nunmehr der CP XIII G 14 (fol. 205v,1) an die erste Stelle zu
setzen.
757 Für CIL III 4715 als einzige norische Inschrift, vermutlich aus dem Kanaltal, bleibt das Druckwerk
der Erstbeleg (Inscriptiones 348,1: „In Canali apud Tarvisium“), da sie im CP XIII G 14 nicht enthalten
ist.
758 Vgl. Kap. 6.2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548