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196 | Codex Pragensis XIII G 14
„Wernhardi episcopi Pataviensis“ bezogen und nennt zusätzlich den Namen des
dortigen Domes.837 Es geht jedoch im Text Berchtolds um die (Gründung der)
Lorcher Kirche sowie in der Folge um die Reihe der Bischöfe von Lorch, nicht um
Passau! Die Tatsache, dass der Prager Codex auf das beginnende 16. Jahrhundert
datiert werden konnte838, schließt aus, dass die auffallend ähnliche, von Mommsen
auf Berchtold zurückgeführte Wiedergabe bei Apianus/Amantius839 hier als Quelle in
Frage kommt. Die umgekehrte Möglichkeit, dass in Gestalt des CP XIII G 14 eine
chronologisch passende Zwischenstufe in der Überlieferungsreihe zwischen Berch-
told und Apianus/Amantius vorliegt, gewinnt allerdings stark an Bedeutung und ist
noch umfassend zu überprüfen.840
Bonfinis Erfindung CIL III 183* und der CP XIII G 14
Auch die gefälschte Inschrift aus Buda (CIL III 183*) ist im Codex Pragensis am Ende
des entsprechenden geographischen Abschnittes (fol. 218r,2) enthalten. Dass sich
Fuchsmagen für diese von Bonfini konstruierte Inschrift in besonderem Maß inter-
essiert hat, belegen abermals zwei fast gleichlautende Randbemerkungen aus seiner
Hand im CVP 3334, fol. 82v und 162v.841 Die Ortsangabe in der Inschriftensammlung
„It(em) in Bud(a) vet(ere) lapis effossus Mathie Regis Hungariae tempore dum fundamenta
iacerentur aedium Beatricis Reginae“ ist – bis auf einen minimalen Unterschied in der
Wortstellung – ein wörtliches Zitat aus den Rerum Hungaricarum decades von Antonio
Bonfini. Der folgende Text der Inschrift ist ident.
Teile der Gründungssage der Stadt Trier im CP XIII G 14
Auf fol. 212v ist im CP XIII G 14 eine Inschrift aus Trier zu finden, deren Text – wie
die Ortsangabe verrät – der „Chronik“ des Otto von Freising entnommen wurde: „In
Treveri urbe antiquissima cuius Otto frinsingensis in Cronica sua meminit li(bro) 1
cap. 8“.842 Für dieses Werk hat sich Fuchsmagen so sehr interessiert, dass er wie
erwähnt auf eigene Kosten eine in Gestalt des CVP 3334 erhaltene Abschrift erstellen
ließ und diese im Zuge einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Text mit
zahlreichen Glossen versah.843 Bei der relevanten Inschrift handelt es sich um die
ersten fünf Verse der in Stein gehauenen Gründungssage der Stadt Trier, die Otto
837 Vielleicht wusste er auch von der tatsächlich um 1300 erfolgten Renovierung des Passauer Domes,
was zum Missverständnis beigetragen hat.
838 Siehe Kap. 7.1.
839 Apianus/Amantius, Inscriptiones 448,2: „Bathauii vel Bocoduri vulgo Bassau repertus erat [...].“
840 Siehe dazu Kap. 10.5.2 (Pkt. 4). Entsprechende Vermutungen hatten sich bereits an anderer Stelle
ergeben: Vgl. Kap. 1.3 und 3.4.
841 Siehe dazu ausführlich Kap. 3.4.
842 CP XIII G 14, fol. 211v: „In Treveri urbe antiquissima cuius Otto Frinsingensis in Cronica sua meminit
Li(bro) I. cap(ite) 8.”
843 Vgl. Kap. 3.4.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548