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Codex Pragensis XIII G 14 | 197
von Freising zitiert.844 Diese Stelle weckte naturgemäß Fuchsmagens Aufmerk-
samkeit und er markierte sie folglich mit einer Wellenlinie am äußeren Seitenrand
und fügte „Epitaphium Treveri repertum“ hinzu.845 Die Wiedergabe der Inschrift im
Prager Codex weist nun nicht nur auf exakt diese Stelle in Ottos Chronik hin, sie
enthält auch in der fünften Zeile dieselbe vertauschte Wortstellung „Insignem
profugus“ statt „Profugus insignem“.846
Zusammenfassend ist nunmehr festzustellen: Der Prager Pergamentcodex enthält
neben der inschriftlich festgehaltenen Gründungssage aus Trier mit CIL III 183* und
CIL III 5671 zwei weitere Inschriften, für die sich Johannes Fuchsmagen besonders
interessiert hat, wie aus entsprechenden Randbemerkungen aus seiner Hand in
anderen Manuskripten hervorgeht. Der Prager Codex weist darüber hinaus auf-
fallende Gemeinsamkeiten (z. B. Kamel statt Kamee bei CIL V 223*) mit dem CT 3569
auf, der Fuchsmagen gehörte und von ihm reich glossiert wurde. Schließlich konnte
Hand II im Codex Pragensis als die kalligraphische Hand Fuchsmagens identifiziert
werden. Die Tatsache, dass der Prager Codex zwei Inschriften aus Fuchsmagens
Haus in Wien enthält (CIL III 5636 und 5670a), spricht weder für noch gegen einen
Zusammenhang mit diesem Humanisten, denn die Inschriften müssen nicht zwin-
gend von Fuchsmagen selbst kopiert worden sein, sondern nur von jemandem, der
die antiken Schätze seines Hauses kannte.
Bereits diese – allein aus der Pergamenthandschrift – gewonnenen Fakten führen
unumgänglich zu folgender Schlussfolgerung: Dr. Johannes Fuchsmagen hat mit der
Erstellung des Codex Pragensis XIII G 14 zu tun, und zwar maßgeblich und feder-
führend, wobei letzteres sogar im ureigensten Sinn des Wortes (Hand II) zutrifft!
Demnach ist es naheliegend und gerechtfertigt, die Prager Handschrift künftig auch
als „Fuchsmagen-Sammlung“ zu bezeichnen.847
Dieses Resultat harmoniert bestens mit früheren Untersuchungsergebnissen, wonach
sich in Wien in Gestalt des CVP 3255* jene Handschrift erhalten hat, die das zum
Prager Codex gehörige Register enthält und deren Beschreibstoff Papier in Verbin-
dung mit inhaltlichen Merkmalen eine Datierung beider Sammlungen ermöglicht
hat, die mit Fuchsmagens letzten Lebensjahren kongruent ist. Ob die beiden Werke –
die prächtige Inschriftensammlung und ihr penibles Register – in Wien, Fuchs-
magens Lebensmittelpunkt von 1493 bis zu seinem Tod im Jahr 1510, geschrieben
worden sind, lässt sich aktuell nicht nachweisen, ist aber nicht zuletzt aufgrund des
844 Siehe Adolf Hofmeister (Hrsg.), Ottonis de Sancto Blasio Chronica (MGH SS rer. Germ. 45),
Hannover/Leipzig 1912, 47–48.
845 CVP 3334, fol. 17r.
846 In der zweiten Abschrift der Chronik aus Fuchsmagens Besitz ist der Text in derselben Form ent-
halten, dort allerdings ohne irgendwelche Marginalien (CVP 3335, fol. 18r).
847 Dieser Begriff impliziert keine Aussage über die Heranziehung von Quellen.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548