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204 | Codex Pragensis XIII G 14
Antiquus Austriacus sowie der Erweiterung seiner Sammlung zuschreibt (vgl.
Tab. 12.3).876
Der Codex Pragensis XIII G 14 enthält demnach als einzige bisher bekannte hand-
schriftliche Sammlung
1. alle 65 Inschriften aus Noricum bzw. Pannonia Superior, die laut Mommsen/CIL
auf den sogenannten Antiquus Austriacus zurückgehen877, d. h.
- all jene Denkmäler, die Peutinger, Choler und Apianus/Amantius gemein-
sam haben sowie
- die beiden Inschriften, die nur Peutinger und Apianus/Amantius haben878,
ebenso
- die beiden Inschriften, die nur bei Choler und Apianus/Amantius überliefert
werden;879
2. alle vier Inschriften, die Mommsen expressis verbis einer Erweiterung der
„Antiquus-Austriacus-Sammlung“ zuschreibt sowie jene zwei, die hier eben-
falls dazu gezählt werden müssen.880
Es fehlt lediglich die Inschrift CIL III 4069, die – ohne Text – nur bei Peutinger
Erwähnung findet.881 Das bedeutet, dass zu den drei Sammlungen von Peutinger,
Choler und Apianus/Amantius, die Theodor Mommsen als Grundlage für seine
Rekonstruktion der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ und ihrer Erweiterung
876 Siehe Anhang.
877 Die ebenfalls auf Antiquus Austriacus zurückgeführte und in der Tabelle der Vollständigkeit halber
angeführte Inschrift CIL III 263*=V 711 ist als aliena hier nicht hinzu zu zählen.
878 In der Stadtbereichseinleitung zu Emona (h. Ljubljana) (CIL III, S. 488) ist zu lesen, dass die
Inschriften CIL III 3843 und 3895 auf den sog. Antiquus Austriacus zurückgehen, während es im
Lemma der zweitgenannten Inschrift lediglich heißt: „Peutinger Cod. 526 f. 46’ eodemque exemplo
Apianus 372,4“. Diese Inschrift wird in der vorliegenden Arbeit zu den „Antiquus-Austriacus-
Inschriften“ gezählt.
879 CIL III 5671 (Lauriacum) und CIL III 263*=CIL V 711 (Ager Tergestinus), die im CP XIII G 14 be-
merkenswerterweise beide falsch unter die Inschriften aus Celeia eingereiht worden sind.
Mommsen schrieb sonst die Inschriften, die in auffallend ähnlicher Weise nur von diesen beiden
auctores antiquissimi überliefert werden (nicht aber von Peutinger, dessen Belege er auf Augustinus
Tyfernus zurückführte), der „Antiquus-Austriacus-Erweiterung“ zu (vgl. Kap. 5).
Wie schwer ihm und seinen Co-Editoren die Zuweisung bzw. Kategorisierung der einzelnen In-
schriften fiel, zeigen zwei weitere Denkmäler aus Emona (h. Ljubljana) (CIL III 3846 und 3852), die
ebenfalls bei Choler und Apianus/Amantius in sehr ähnlicher Form zu finden sind: Bei
CIL III 3852 heißt es sogar „Apianus 371,1 eodemque exemplo Choler f. 237“, doch fehlt im Lemma
jeglicher Hinweis auf den sog. Antiquus Austriacus oder denjenigen, der diese Sammlung erweitert
haben soll. Dies ist umso auffallender, als in der bereits genannten Bereichseinleitung zu Emona
(CIL III, S. 488) von jemandem die Rede ist, der als Nachfolger („eum secutus auctor“) einige zu-
sätzliche Inschriften aus Laibach (h. Ljubljana) und dem nahen Kloster Sittich (h. Stična) kopiert
hat. Auch diese Inschriften sind im CP XIII G 14 zu finden, und zwar auf fol. 176v–178r!
880 CIL III 4071, 5154, 5234 und 5262. Mommsen formuliert hier freilich sehr vorsichtig, was sich
durch die Verwendung der Konjunktion „vel“ zeigt (z. B. „Antiquus Austriacus vel qui eum auxit“).
Dazu kommen jene zwei Inschriften, die dieselben Charakteristika aufweisen, im CIL jedoch nicht
mit dem Namen des sog. Antiquus Austriacus in Verbindung gebracht werden: CIL III 3846 und
3852; siehe Kap. 5.
881 Er musste sich auf Informationen zum Aufstellungsort und äußeren Erscheinungsbild des Römer-
steines beschränken, da der Text unleserlich geworden war (2° Cod. H 24, fol. 58rb,2). Vgl. auch
Kap. 8.3.3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548