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Codex Pragensis XIII G 14 | 217
Originalabschriften unter Beachtung des Fundortes hin. Die Angaben von CIL III
5489 (fol. 196v,2) und 5491 (fol. 197r,1) etwa sind noch immer zutreffend: Die
Inschriften befinden sich im heutigen Bezirk Graz-Umgebung an den Kirchen
St. Stefan in Kumberg935 und St. Radegund im gleichnamigen Ort bei Graz936.
Während die Zeilentrennung in beiden Fällen dem Original entspricht, ist im Text
jeweils eine kleine Abweichung zu konstatieren: „TE “ an Stelle von „T“ (CIL III 5489,
Z. 4) bzw. „TERENCIO“ an Stelle von „TERENTIO“ (CIL IIII 5491, Z. 2). Das Relief
der letztgenannten Inschrift wird nicht erwähnt, dafür enthält das Manuskript hier
einen Hinweis auf fehlende (weil weggebrochene) Buchstaben in der dritten Zeile
(„in 3. versu aliquae litterae desunt“) und einen (leider misslungenen) Versuch, die
Buchstabenreste mit „MIN“ zu entziffern. Einen ähnlichen Hinweis auf fehlende
Textstellen enthält etwa auch die Abschrift von CIL III 3855.937
Eine weitere Inschrift ist nun ebenfalls zu den Erstbelegen des Prager Codex zu
zählen: CIL III 4054 aus Poetovio. Im Lemma des CIL wird Beatus Rhenanus chrono-
logisch richtig vor Apianus/Amantius genannt, da sein relevantes Geschichtswerk
„Rerum Germanicarum libri III“ 1531 in Basel erschienen ist. Nicht zuletzt aufgrund
seiner Biographie – er wurde 1485 im deutschen Schlettstatt geboren und verbrachte
vor allem das erste Dezennium des 15. Jahrhunderts in Paris, Schlettstatt und Straß-
burg – ist nicht sein Werk für diese Inschrift als älteste Belegstelle zu führen, sondern
fol. 222v,1 des Prager Codex aus Fuchsmagens Hand.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich die Erstbelege der Fuchsmagen-
Sammlung überwiegend aus sehr sorgfältigen Abschriften zusammensetzen. Ihr
Wert wird mitunter leicht gemindert durch die zeitgenössische und von Fuchsmagen
gern geübte Gewohnheit, in lateinischen Texten die Endung „-AE“ durch „-E“ zu
ersetzen und die Buchstabenfolge „-CI-“ im Wortinneren gleichberechtigt neben dem
originalen „-TI-“ zu verwenden. Letzteres zeigt sich besonders deutlich in Fuchsma-
gens Wiedergabe des Textes der sogenannten Cantius-Stele (CIL III 5437.8) auf
fol. 222r, der damit ebenfalls in der Prager Handschrift seine älteste Abschrift hat.
Diese Beobachtungen schließen allerdings nicht aus, dass die erste, zweifellos in situ
erstellte Kopie von so manchem Original aus dieser Inschriftengruppe von Augusti-
nus Tyfernus angefertigt und an Fuchsmagen übermittelt worden ist, denn sowohl
die hohe Qualität der Abschriften als auch der geographische Schwerpunkt wie die
einzelnen Fundorte weisen eine besondere Nähe zu seinen Arbeiten auf. Dass im
Prager Codex das Relief von CIL III 5491 weder erwähnt noch wiedergegeben wird,
hat keine besondere Aussagekraft: Bildhafte Darstellungen sind im CP XIII G 14 ins-
gesamt nur neun enthalten, davon drei im norisch-pannonischen Teil des Codex.938
Die Abschriften von Augustinus Tyfernus weisen auf den ersten Blick mehr bildhafte
935 CP XIII G 14, fol. 196v,2: „In aede S. Stephani iuxta Grecium Civitate“.
936 CP XIII G 14, fol. 197r,1: „Prope Grecium in loco qui Schekel voc(atur)“.
937 CP XIII G 14, fol. 177v,1: „Ceterae litterae fluebant“.
938 Fol. 180v,1 (CIL III 5227), fol. 184v,3 (CIL III 5234) und fol. 200v (CIL III 5621).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548