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218 | Codex Pragensis XIII G 14
Darstellungen auf (häufig auch von profilierten Rändern der Steine), doch auch er
ließ so manches heute erhaltene und daher als Vergleichsobjekt heranzuziehende
Relief unbeachtet.939 Die Annahme, dass den norischen und oberpannonischen
Erstbelegen des CP XIII G 14 auch Originalabschriften aus der Hand von Augustinus
Tyfernus zugrunde liegen, ist zwar durchaus in Betracht zu ziehen, kann aber ange-
sichts der derzeitigen Quellenlage nicht nachgewiesen werden.
Im Codex Pragensis sind ferner zwei Inschriften aus Pannonia Superior enthalten, die
der epigraphischen Forschung tatsächlich bereits durch ältere auctores oder Zeitge-
nossen Fuchsmagens bekannt waren. Zunächst ist hier die Wiener Inschrift
CIL III 4583 zu nennen. Ihre früheste Abschrift geht auf Pankraz Caspar
Bochensvanz (Mitte 15. Jh.) zurück940 und ist auch Bestandteil der sogenannten
Licinius-Sammlung.941 Ob der Wiedergabe der (verschollenen) Inschrift im Prager
Codex (fol. 214v,1) der Stein selbst (mittelbar) zugrunde lag oder ob hier eine ältere
Abschrift herangezogen wurde, lässt sich nicht beurteilen. Die Zeilentrennung ist
korrekt, die beiden Ligaturen in Zeile 3 und 4 sind nicht berücksichtigt.942 Zu den
beiden Abschriften in den Peutinger-Codices 2° Cod. H 23 und 2° Cod. H 24 ist keine
(direkte) Beziehung nachweisbar.943
Auch die unmittelbar vorstehende Inschrift CIL III 4567 ist bereits aus älteren italie-
nischen Codices bekannt und könnte letztlich wie CIL III 4583 auf Bochensvanz zu-
rückgehen.944 Die Ortsangabe im Prager Codex (fol. 214r,2) lautet „Viennae Pannoniae
in Collegio gymnasii litterarii“. Damit liefert die Handschrift keinen Anhaltspunkt für
den ursprünglichen Fundort bzw. die Geschichte des Denkmals: Die Tatsache, dass
eine Abschrift dieses Römersteines auf einem losen Blatt im CT 3569 vorliegt, der
Fuchsmagen gehört hatte, ließ an die Möglichkeit denken, dass das Original vorüber-
gehend in seinem Besitz gestanden sein könnte.945 Da zwei der im Prager Codex
folgenden drei Inschriften tatsächlich das Haus Fuchsmagens als damals aktuellen
Aufbewahrungsort nennen, ist davon auszugehen, dass dies im Fall von CIL III 4567
ebenso geschehen wäre, hätte es den Tatsachen entsprochen.
Die Inschriften aus Salzburg und Umgebung, die im Prager Codex auf fol. 201r–
203v,1 zu finden sind, verdienen ebenfalls eine nähere Betrachtung. Für elf dieser
zwölf Denkmäler existieren nämlich auch Belege bei Johannes Aventinus, der nach
939 Hier sind im CVP 3528 zu nennen CIL III 4030 (fol. 64r,5), CIL III 3790 (fol. 70v,1) und CIL III 3856
(fol. 74v,3).
940 Siehe Kap. 3.2.
941 So auch im CVP 3255*, fol. 78r,1; siehe Kap. 6.1.
942 So auch bei Peutinger, 2° Cod. H 23, fol. 46r,6.
943 Siehe auch Kap. 8.1. Anders die Belegstellen im jüngeren Werk von Apianus/Amantius, die laut
CIL beide auf den sog. Antiquus Austriacus zurückgehen sollen: Während die Wiedergabe von
Inscriptiones 403,3 auf eine weitere Quelle zurückgehen dürfte, ist jene auf von Inscriptiones 402,1
als mit CP XIII G 14, fol. 214v,1 ident zu beurteilen! Siehe dazu Kap. 10.5.2 und 10.6.
944 In Peutingers (älterem) Manuskript ist sie gleichfalls zu finden: 2° Cod. H 23, fol. 46r,4. Vgl.
Kap. 6.1.
945 Siehe Kap. 3.4.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548