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Codex Pragensis XIII G 14 | 219
Meinung von Theodor Mommsen „inscriptionum Iuvavensium fundamenta iecit [...] c. a.
1520“.946 In Aventinus’ handschriftlichen und gedruckten Überlieferungsträgern fehlt
lediglich die Inschrift CIL III 5697, die von Johannes Fuchsmagen im Prager Codex
eigenhändig auf fol. 202v ohne Ortsangabe hinzugefügt wurde, also offenbar später
zur Hauptsammlung kam.
Wäre es aus biographischer bzw. chronologischer Sicht überhaupt möglich, dass dem
Codex Pragensis Abschriften von Aventinus zugrunde liegen? Die Antwort lautet „ja“,
denn Aventinus (geboren 1477) war Konrad Celtis aus Ingolstadt nach Wien gefolgt
und wohnte während seines etwa dreijährigen Aufenthaltes bis zum 10. Dezember
1500 sogar bei ihm.947 Nach einem Kurzbesuch im Jahr 1501 hielt er sich von Ende
März 1505 bis Dezember 1506 neuerlich in Wien auf. Da Aventinus wie Fuchsmagen
Mitglied von Celtis’ Donaugesellschaft war, ist von einem Kontakt zwischen den
beiden Humanisten mit Sicherheit auszugehen, auch wenn dafür keine unmittel-
baren Belege wie Briefe existieren.948
Aventinus hat seine „Annales“ zwar erst ab 1517 verfasst, dafür jedoch diverse Mate-
rialien gesammelt und diese zu Vorstudien in deutscher und lateinischer Sprache
verarbeitet. Für die Erstellung des CIL III wurden von den epigraphisch relevanten
Werken Aventinus’ vor allem die Handschriften CLM 281 und CGM 1560 herange-
zogen, zwei ältere (und bessere) Codices konnten nicht (ausreichend) berücksichtigt
werden: CLM 282 und CLM 967.949
Zwei Handschriften enthalten unter anderem eine ältere (CLM 967) und eine jüngere
(CLM 281) Fassung der „Vetustates Romanae a Ioanne Aventino inventae in Norico“950,
CGM 1560 „das ander Buch der Baierischen Chronicon“ und CLM 282 „Annales ducum
boiariae liber primus et secundus usque ad declinationem romani imperii & captivitatem
urbis romae“.
Beim Vergleich der im Prager Codex vorliegenden Abschriften mit Aventinus’ Bele-
gen stellt sich zunächst folgender Umstand als etwas problematisch dar: Aventinus
hat sich zwar grundsätzlich sehr um korrekte Abschriften bemüht, allerdings auch
nicht davor zurückgeschreckt, in den Inschrifttext vermeintlich korrigierend einzu-
greifen, was zu mancher Textverfälschung geführt hat. Bei CIL III 5542 etwa hat
946 CIL III, S. 667a. Es handelt sich um die Inschriften CIL III 5536, 5554, 5545, 5550, 5533, 5542, 5532,
5595, 5596, 5598 sowie 5589 (in der Reihenfolge ihrer Überlieferung im CP XIII G 14).
947 Quelle: Aventinus, Sämtliche Werke I, S. IV–VIII. Im Wintersemester 1498 war er als „Iohannes
Durenmair de Ambsperg, waccalaureus Ingelstatensis” in Wien immatrikuliert (siehe Bauch, Huma-
nismus in Wien 86, Anm. 6).
948 Immerhin wird Fuchsmagen neben Celtis von Aventinus in seiner „Germania illustrata“ zitiert, von
der nur der erste Band jeweils in deutscher und lateinischer Sprache fertig gestellt wurde (siehe
Aventinus, Sämtliche Werke I, 352, und Sämtliche Werke VI, 142).
949 Vgl. auch Hameter, Inschriften Bayerns 5, mit Bezug auf Ergebnisse von Friedrich Vollmer. Alle
genannten Handschriften sind als Digitalisate der BSB München verfügbar im Internet unter
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/aventin [abgerufen am 31.08.2015].
950 CLM 281, fol. 16r–20v bzw. CLM 967, fol. 10r–17r.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548