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238 | Konrad Peutinger
Maximilian I. über den Fund der Jünglingsstatue vom Helenenberg (Magdalensberg)
sowie nachstehend eine Reihe von Inschriften überwiegend aus Triest. Der nur mit
„die X Junii“ datierte Brief wurde wohl auch deshalb gemeinsam mit diesen Inschrif-
ten überliefert, weil er eine davon zitiert (CIL V 579).1031 Der Brief wird in beiden
Handschriften analog wiedergegeben, auch die Zusammenstellung der folgenden
Inschriften ist weitgehend ident, jedoch fehlen einige Denkmäler aus der Stuttgarter
Handschrift im Augsburger Codex.
Die zusätzlichen Inschriften hat Peutinger im Stuttgarter Manuskript mit „+“ gekenn-
zeichnet.1032 Dies geschah offenbar aufgrund eines (späteren) Vergleiches der beiden
Abschriften, denn anders als behauptet1033 hängt hier nicht die Augsburger Hand-
schrift von der Stuttgarter ab (es sei denn, ihr Schreiber hätte die gekennzeichneten
Inschriften absichtlich ausgelassen), sondern die fraglichen Codices gehen vielmehr
auf eine weitere, aber nicht notwendigerweise dieselbe Quelle zurück.1034 Denn die
Sammlung des sogenannten Tergestinus Antiquus, um die es hier geht, war zum da-
maligen Zeitpunkt aufgrund zahlreicher Abschriften sehr weit verbreitet.1035
Unter den Triestiner Inschriften befinden sich drei heute verschollene norische In-
schriften, die sowohl im Stuttgarter als auch im Augsburger Codex aufscheinen: CIL
III 5194 und 5235 aus Cilli (h. Celje) sowie CIL III 5307 aus (Windisch) Feistritz
(h. Slovenska Bistrica).1036 Von diesen ist nur CIL III 5235 im Prager Codex enthalten,
und zwar ganz am Anfang des Celeia-Abschnittes.1037 Zusammenhänge mit den bei-
den relevanten Peutinger-Codices sind weder hier noch bei den übrigen Triestiner
Inschriften zu konstatieren, die in Fuchsmagens Zusammenstellung aufscheinen.1038
Bemerkenswert sind schließlich zwei eigenhändige Notizen Peutingers, die nur im
Stuttgarter Cod. hist. 2° 243 enthalten sind: Auf dem ursprünglich leer gebliebenen
Blatt 50r ergänzte er die Inschrift vom rechten Oberschenkel der Jünglingsstatue (CIL
III 4815), die Bonomo in seinem Brief nicht erwähnt hatte.1039 Als Ortsangabe wird
bereits Salzburg genannt, wohin die Statue von Kärnten gebracht worden ist: „In
1031 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 108v bzw. 109v sowie CS hist. 2° 243, fol. 48vb,6.
1032 CS hist. 2° 243, fol. 48r (CIL V 534), fol. 48v (CIL V 522 und 565) sowie fol. 49r (CIL V 560, 513 und
555). CIL V 555 kommt im Stuttgarter Codex auf demselben Blatt doppelt vor, lediglich getrennt
durch CIL V 17*.
1033 Nach Künast/Zäh, Peutinger-Kataloge I 435, v. a. aber II 189, seien „Abschriften [...] nach dieser
Vorlage [Anm.: gemeint ist CS hist. 2° 243] [...] enthalten in BB 4 [1559] des nicht-juristischen
Bibliotheksteils [Anm.: gemeint ist SuStBA, 2° Cod. H 23]“.
1034 Abgesehen davon, dass sich keine plausible Erklärung finden lässt, weshalb der Schreiber des
Augsburger Cod. H 23 etwa gleich die erste auf die Überschrift folgende Inschrift ausgelassen
hätte, zeigen detaillierte Vergleiche der Inschrifttexte (v. a. CIL V 543 in CS hist. 2° 243, fol. 49ra,5
und SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 110r,4) den nur mittelbaren Zusammenhang zwischen den beiden
Abschriften.
1035 Vgl. Kap. 2.
1036 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 109v,1–2, und fol. 110v,3 bzw. CS hist. 2° 243, fol. 48rb, 2–3 und fol. 49va,5.
In beiden Handschriften fehlen sowohl bei CIL III 5307 als auch bei III 5235 die jeweils erste Zeile.
1037 CP XIII G 14, fol. 180r,1.
1038 CP XIII G 14, fol. 160v–166v.
1039 Siehe auch Künast/Zäh, Peutinger-Bbibliothek II 189–190.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548