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Johannes Choler | 285
Pragensis XIII G 14 zu gelten, vor allem der Frage, ob bzw. wo Choler dieser Hand-
schrift oder Peutingers Belegen näher steht, ferner ob es eine Beziehung zu den
Überlieferungen von Augustinus Tyfernus gibt.
Dass gerade Cholers Handschrift zahlreiche „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ ent-
hält, überrascht nur wenig. Zum einen stand Choler zu Konrad Peutinger nachweis-
lich in enger Beziehung, weshalb ein häufiger persönlicher Kontakt in Augsburg
keine allzu kühne Vermutung darstellt. Zum anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass
mit einem der Einträge der Universität Wien aus den Jahren 1509 bzw. 15151275
tatsächlich unser Johannes Choler gemeint ist und er dadurch selbst Gelegenheit
hatte, alle nötigen Kontakte sozusagen „vor Ort“ zu knüpfen, sei es zu (Werken von)
Johannes Fuchsmagen oder Augustinus Tyfernus.
Mit der Sammlung von Augustinus Prygl Tyfernus hat Cholers Handschrift lediglich
sechs Inschriften gemeinsam: CIL III 4030, 4041, 4056 und 4071 aus Pettau (h. Ptuj),
CIL III 5154 aus Cilli (h. Celje) und CIL V 5084 aus Sterzing/Vipiteno in Südtirol.
Allein durch deren Anordnung in den beiden Sammlungen wird ersichtlich, dass
hier kein unmittelbarer Zusammenhang gegeben sein kann: Während die Inschriften
bei Augustinus Tyfernus mit Ausnahme des Steines aus Cilli sehr nahe beieinander
stehen1276, sind sie im CLM 394 verteilt zwischen fol. 135v und 146r zu finden. Auch
aus inhaltlichen Gründen (Ortsangaben, Zeilentrennung, Textcharakteristika) ist eine
entsprechende Verbindung zwischen Augustinus Tyfernus und Choler auszu-
schließen.
Die Sterzinger Inschrift CIL V 5084 wird von Choler (wie von Peutinger) zweimal
überliefert, zunächst auf fol. 135v,2 nach einer Inschrift aus Baden-Baden
(CIL XIII 6300), die bei Peutinger sogar dreimal belegt ist.1277 In Cholers Handschrift
folgen fünf norische Inschriften aus Lambach und Cilli (h. Celje).1278 Diese sind wie
alle vor der Sterzinger Inschrift stehenden Texte in Minuskeln geschrieben, Wörter,
die Ligaturen enthalten, jedoch in Majuskeln. Einzig die Sterzinger Inschrift ist gänz-
lich in Majuskeln gehalten. Exakt dieselbe Schreibweise und Reihenfolge ist bei
Peutinger festzustellen.1279 Choler muss hier aus derselben Quelle wie Peutinger
geschöpft haben – aus den „Antiquus-Austriacus-Inschriften“.1280 Doch während
Peutinger in seinem Codex nahtlos mit der Abschrift weiterer Inschriften aus Celeia
1275 Siehe Kap. 9.1.
1276 CVP 3528, fol. 63v,2–64r,5; dazwischen stehen nur die Pettauer Inschriften CIL III 4075 (fol. 63v,4)
und 4082 (fol. 64r,4).
1277 SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 111r,2; 2° Cod. H 24, fol. 32va,6 und 56vb,3.
1278 CLM 394, fol. 135v–136r: CIL III 5630, 5271, 5254, 5219 und 5221.
1279 2° Cod. H 24, fol. 55rb,3–55va,4, mit dem einzigen Unterschied eines zusätzlichen Fragments, das
auf fol. 56vb wiederholt wird.
1280 Dass Choler aus einer Quelle abgeschrieben hat, ist auch daran zu erkennen, dass er am unteren
Seitenrand von fol. 135v mit der Ortsangabe von CIL III 5254 begonnen hat. Dann aber erkannte er,
dass sich der zugehörige Text platzmäßig nicht mehr ausgehen würde und wiederholte die Über-
schrift auf der nächsten Seite.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548