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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 315
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sichtlich alle (!) Einzelergänzungen aus
Fuchsmagens Hand von Apianus/Amantius in derselben Form und Platzierung
übernommen wurden, wie sie im CP XIII G 14 stehen. Diese Zusätze sind jeweils an
jenen Stellen im Codex eingefügt worden, wo ein leeres Blatt bzw. Platz vorhanden
war und nicht dort, wo es eine allfällige, mit Apianus/Amantius gemeinsame Vor-
lage (wie Vidman sie postuliert1396) erfordert hätte. Auch alle weiteren Inschriften in
der letzten Pergamentlage (mit Ausnahme eines nicht lokalisierten und qualitativ
schlechten Fragments1397) aus Fuchsmagens Hand sind in entsprechender Form bei
Apianus/Amantius zu finden. Abweichungen zwischen den beiden Vergleichs-
objekten sind kaum zu beobachten. Wenn überhaupt welche festzustellen sind,
liegen sie in geringen Unterschieden bei der Trennung einer Textzeile oder bei der
Auflösung einer Ligatur für „ET“ im Druck.1398 So wurden auch sämtliche Denkmäler
aus Poetovio samt der in diesem Kontext überlieferten sogenannten Cantius-Stele
(CIL III 5437.8 aus Graz) von Apianus/Amantius übernommen. Dabei ist festzu-
stellen, dass die Handschrift zum Zeitpunkt ihrer Verwendung noch über ihre ur-
sprüngliche Gestalt verfügt haben muss, denn die Cantius-Stele ist bei Apianus/
Amantius auf S. 407,5 (als bisheriger Erstbeleg) ohne jegliche Ortsangabe unmittelbar
nach CIL III 5314 eingeordnet. Im Prager Codex ist die Inschrift auf fol. 222r,1 zu
finden. Auch dort weist sie keine Ortsangabe auf. In der ursprünglichen Form des
Codex folgte dieses Blatt allerdings dem nunmehrigen fol. 226, dessen Verso-Seite als
letzten Inschrifttext jenen von CIL III 5314 trägt! Auch hier sind Ortsangabe
(„Marchburgi in basi Turris ecclesiae“) und Text der Inschrift in Handschrift und Druck
ident, mit einer einzigen Ausnahme bei der Zeilentrennung: In Z. 2 bzw. 3 ist bei
Apianus/Amantius „MA|RELLAE“ zu finden, während die Worttrennung in der
Prager Handschrift um einen Buchstaben differiert: „MAR|ELLAE“.
2. Weitere Beobachtungen zur Reihenfolge der Inschriften im Druckwerk von
Apianus/Amantius und im Prager Codex
Grundsätzlich ist zu beobachten, dass die Reihenfolge der Inschriften jeweils inner-
halb der einzelnen geographischen Abschnitte ident ist. Als Beispiel sind etwa die
oben bereits erwähnten Inschriften aus Pettau (h. Ptuj) zu nennen, aber auch acht
weitere Inschriften aus Krain1399 oder die lange Reihe von 23 Kärntner Denkmä-
lern.1400 Bei den letzteren ist eine Besonderheit festzustellen: Die Inschrift CIL III 4845
steht bei Apianus/Amantius vor CIL III 4775, während die beiden Denkmäler im
Codex Pragensis in umgekehrter Reihenfolge aufscheinen.1401 Ein genauer Blick in das
1396 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 71.
1397 CP XIII G 14, fol. 226r,2.
1398 So etwa bei CIL III 5056 (CP XIII G 14, fol. 223v bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 385), wo „TE
“
zweimal aufgelöst wird. Vgl. auch die Bemerkungen zu CIL IIII 5314 im nächstfolgenden Absatz.
1399 CP XIII G 14, fol. 176v,1–178r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 371,1–372,4.
1400 CP XIII G 14, fol. 186r–190v bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 395–400. Vgl. auch Tab. 12.11
(Anhang).
1401 CP XIII G 14, fol. 189r,1–2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 398,3–399,1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548