Seite - 333 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Bild der Seite - 333 -
Text der Seite - 333 -
Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 333
Hartberg und Stubenberg angeordnet, was darauf deuten könnte, dass es sich um
das tatsächlich zwischen Hartberg und Stubenberg gelegene Kaindorf (Bezirk Hart-
berg) handelt und nicht um Kaindorf an der Sulm bei Leibnitz, wie von den Heraus-
gebern des CIL bevorzugt.1495 Dieser Umstand ist jedoch für eine Neuzuordnung der
acht Inschriften kaum ausreichend, da im Prager Codex durch die Neuanordnung
von Inschriften nach gestalterischen Prinzipien Reiserouten der Sammler nicht mehr
nachvollziehbar sind und infolge dessen die Reihenfolge der überlieferten In-
schriften(gruppen) alleine zu wenig Aussagekraft hat.
An anderen Stellen, wo im CIL III auf Erstbelege bei Apianus/Amantius Bezug ge-
nommen wird, sind allerdings Korrekturen erforderlich. So fügten nicht Apianus/
Amantius den sechs „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ aus Melk (CIL III 5667),
Lambach (CIL III 5630), Wels (CIL III 5629 und 5631) und Ischl (5620 und 5621) fünf
weitere aus Melk (CIL III 5668), Pöchlarn (5670), St. Leonhard/Forst (5663 und 5664)
und Enns (5683) hinzu, wie in der Stadtbereichseinleitung zu Ovilava zu lesen ist1496,
denn sie sind ebenfalls bereits im Prager Codex enthalten und fanden von dort Ein-
gang in das Druckwerk. Dasselbe gilt für die Wiener Inschriften CIL III 4560 und
4561, die wie 25 andere römerzeitliche Inschriften aus Noricum und Pannonia Superior
in der Pergamenthandschrift aus Johannes Fuchsmagens Hand stammen. 18 von
diesen 27 Inschriften sind bisherige Erstbelege von Apianus/Amantius.1497
Durch die Heranziehung des Codex Pragensis für die Erstellung der Inscriptiones
sacrosanctae vetustatis können jedenfalls weitere Aussagen hinsichtlich einzelner
Denkmäler aus der Gruppe der ehemaligen Erstbelege bei Apianus/Amantius ge-
troffen werden:
Bei den Inschriften CIL III 5410 und 5411 wurde die fehlerhafte Ortsangabe
des Prager Codex „Stir(iae) in loco qui Kalhofn voc(atur) in muro Eccl(esiae) apud
oppi(dum). Voitsberg“ bei Apianus/Amantius trotz weitgehender Identität
weiter verschlechtert zu „In loco qui Kolhofen vocatur in muro Ecclesiae apud
oppi(dum) Voitsperg“.1498 Im Register des CVP 3255* wurde der Ortsname da-
gegen zu „Stalhofen“ korrigiert (siehe Abb. 71).1499
Die Ursache für die fehlerhafte Einreihung der Inschrift 5056 im dritten Band
des CIL ist letztlich im Codex Pragensis zu suchen: Die Inschrift war – wie
bereits erwähnt – einst unter Noreia eingereiht worden auf Basis der ältesten
1495 Vgl. CIL III, S. 651 zu Nr. 5335. In diesem Fall müssten die Römersteine mit der alten Kirche ver-
loren gegangen sein, denn die heutige Kaindorfer Kirche stammt aus den Jahren 1714 bis 1717.
1496 CIL III, S. 680a.
1497 CIL III 4016, 4031, 4044, 4062, 4085, 4088, 4095, 5055, 5056, 5314, 5412, 5425, 5437.8, 5663, 5664,
5668, 5670 und 5697. Vgl. Kap. 7.3.1 sowie Tab. 12.3 und 12.11 (Anhang).
1498 CP XIII G 14, fol. 198v,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 392,3.
1499 CVP 3255*, fol. 129r,2. Für eine Identifizierung des Schreibers ist diese Ortskenntnis allerdings
nicht verwertbar.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548