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338 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
den, etwas jüngeren Zusammenstellung vermutete.1521 In der letzteren sah er jene
Inschriften vereint, die vor allem bei Peutinger fehlen und bei Apianus/Amantius
erstmals überliefert werden (Choler ist ohnedies sehr selektiv vorgegangen). Faktum
ist, dass all diese Inschriften im Codex Pragensis XIII G 14 vereint sind und von dort in
die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis aufgenommen wurden.
Nun wurde der Prager Codex zwar als Hauptquelle für die Erstellung des norischen
und oberpannonischen Teiles der Inscriptiones herangezogen, aber nicht als alleinige
Quelle. Vielmehr fanden wie erwähnt auch Abschriften von Johannes Aventinus
Verwendung, was auch bei der Inschrift CIL III 5209 aus Celeia der Fall sein dürfte:
Sie fehlt im Prager Codex und taucht bei Apianus/Amantius in derselben Form wie
in einem 1526/1527 geschriebenen Codex von Aventinus’ „Bayerischer Chronik“
auf.1522 Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24 enthält die Inschrift ebenfalls, differiert
jedoch an der relevanten Stelle (fol. 67ra,1) in sechs (!) Merkmalen. Andernorts zeigt
sich im Druckwerk indes eine überaus große Nähe zu diesem Peutinger-Codex, und
es entsteht unvermeidlich der Eindruck, dass Apianus/Amantius bei den Inscriptiones
Austriae, vor allem auf den Seiten 404 bis 407, den Prager Codex und Peutingers
Handschrift parallel herangezogen haben. Dabei stellte die Pergamenthandschrift
eindeutig die Hauptquelle dar, was sich anhand des Werkaufbaus und der In-
schriftenreihenfolgen zeigt. Peutingers Sammlung scheint hier nur ergänzend be-
nutzt worden zu sein.1523 Dadurch aber, dass die Herausgeber die Inschriften mit
ihren Ortsangaben nahezu unverändert aus ihrer jeweiligen Quelle übernahmen, fiel
ihnen bei mehr oder minder stark divergierenden Formulierungen nicht immer auf,
dass eine Inschrift bereits Teil ihrer Sammlung war. Auf diese Weise entstanden
weitere Doppel- oder sogar Dreifach-Überlieferungen, wie die nachstehende Tabelle
zeigt.
Inschriften, die bei Apianus/Amantius mehrfach überliefert werden1524:
CIL III Apianus/Amantius, Inscriptiones
Seite Ortsangabe (vermutliche) Quelle
4583 402,1 Viennae in Coemiterio S. Stephani. CP XIII G 14,
fol. 214v,1
403,3 Ibidem (sc. Viennae iuxta Ecclesiam S. Stephani). ?
1521 CIL III, S. 477–478, s. v. Apianus. Auf dieser Basis auch ähnlich Vidman, Epigrafický Rukopis
Pražský 71, der offensichtlich keine Gelegenheit für einen detaillierten Vergleich hatte.
1522 CS hist. fol. 408c, fol. 100v. Zu dieser Handschrift siehe Heyd, Historische Handschriften I 182–183.
1523 Vielleicht liegt der Grund einfach nur darin, dass den Herausgebern die Benutzung dieser Hand-
schrift wegen ihrer teils schwer leserlichen Schrift und der sprunghaften Anordnung des Materials
(Peutinger hat sein Material relativ unverzüglich nach Erhalt eingearbeitet) mühevoll war und sie
deshalb seufzend meinten „vellemus et huiusmodi fuisse Peutingeri [sc. monumenta]“ (vgl. Kap. 10.3).
1524 Grundsätzlich nach den Nummern im CIL gelistet. Von diesem Ordnungsprinzip wurde aus
Gründen der Verständlichkeit nur bei zwei unmittelbar nacheinander angeordneten Inschriften-
gruppen (CIL III 5631–5629; 5637–5636–5639) abgegangen.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548