Seite - 81 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

81 März 1872 95 100 105 Sonnabend Nachmittags füllte die Hauptprobe von Franz Lachners „Requiem“ die weiten Räume des k. k. Redoutensaales mit Zuhörern. Das Werk selbst trug schon bei der Probe seinem Schöpfer die wärmste Zustimmung ein. Man war einig, hier sei eben Meisterarbeit eines deutschen Meisters, der nach langer, ehren- voller Laufbahn, gleich Gluck, gleich Händel und Joseph Haydn, erst noch als Greis mit voller Jugendkraft und Jugendfrische gerade sein Allerbestes bringt, eine Erscheinung, wie sie die Geschichte bisher nur bei deutschen Musikern zu registri- ren gehabt hat. Wir kommen auf das hochbedeutende Werk – seit Mozart viel- leicht das bedeutendste der Gattung – in unserer nächsten musikalischen Revue zurück. A. W. Ambros. Rezensierte Veranstaltung Erstes außerordentliches Konzert der GdM, 1. März 1872, MVgr. ◼ Generalprobe für das Kon- zert des Wr.  Akademischen Gesangvereins, 2.  März 1872, Großer Redoutensaal der Hofburg Rezensierte Werke Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58, Violinkonzert C-Dur WoO  5 ◼ Glinka: Ouvertüre und Zwischenakte zu Knjaz’ Cholmskij ◼ Franz Lachner: Requiem f-Moll op.  146 ◼ Mozart: Symphonie C-Dur KV  551 (Jupiter) ◼ Schumann: „O du, der über Alle wacht“ und „Die letzte Hoffnung schwindet“ aus Genofeva Erläuterungen 4 Hofnormatag] Festtage, an denen öffentliche Aufführungen untersagt waren. ◼ 10 Londoner Spitznamen] Den Beinamen gab der Symphonie vermutlich der Londoner Konzertunternehmer Johann Peter Salomon. ◼ 19f. „darüber sei … zu sagen“;] Schumann, Gesammelte Schriften, Bd.  1, S.  44. ◼ 34–41 Das Fragment … entstanden sein] Das Violinkonzert C-Dur WoO  5 ist in den Jahren 1790–1792 entstanden. Joseph Hellmesberger d.  Ä. hat den ersten Satz vervollstän- digt. Zum Erstdruck → Nr.  116/Erl. zu den Z. 114–118. ◼ 58 Bertha Ehnn] (1845–1932), Sopran/Mezzo sopran; 1868–1885 an der Wr. Hofoper. ◼ 58 zwei Scenen aus Schumanns „Geno- feva“] Arien „O du, der über Alle wacht“ (II.  Akt) und „Die letzte Hoffnung schwindet“ (IV.  Akt). ◼ 61 Versuche in Weimar und Leipzig] Weimarer Aufführung unter Franz Liszt 1855, Leipziger Aufführung 1859/1860. Zur Wr. Erstaufführung am 8.  Jänner 1874 vgl. Ambros’ Feuil- leton in: WA (1874), Nr.  7, 10.  Jänner (→ Bd.  2/Nr.  140). ◼ 62f. Schon im Textbuche … unaus- stehlich.] Robert Schumann nach Ludwig Tieck und Friedrich Hebbel. ◼ 66 „Lacrimas“ Wilhelms von Schütz] Das Schauspiel Lacrimas von Wilhelm von Schütz (1776–1847) wurde seinerzeit wegen der übertriebenen Bildlichkeit u. a. von Kotzebue und Goethe heftig kritisiert. ◼ 68–70 Myrmidonen Schumanns … ein „Vitalitäts-Zeugniß“ mitzugeben.] Eine offenbare Anspielung auf Franz Brendel (1811–1868) und seinen Aufsatz „R.  Schumann’s Oper: Genoveva“ (NZfM 17, 1850, Bd.  33, Nrn. 1, 4 und 10, 2., 12.  Juli, 2.  August, S.  1–4, 17f., 49f.), in dem Brendel die einzelnen Akte der Oper als ein „ununterbrochenes Finale“ interpretiert und dadurch als Entwicklungsstufe auf dem Weg hin zu Wagners Musikdrama legitimiert. ◼ 78f. die „Egmont“- oder „Preciosa“- Musik.] Beethoven, Musik zu Egmont op.  84; C.  M. v.  Weber, Musik zu Preciosa J  279. ◼ 87 „Das Leben für den Czar“] Schisn sa zarja (Ein Leben für den Zaren/Iwan Sussanin). ◼ 102–104 Wir kommen … zurück.] → Nr.  17.