Seite - 534 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

534 November 1873 180 185 190 Nachdruck, getragen von urkräftiger Harmonie. Die große Baßarie im zweiten Theil ist ein Seitenstück zu der kolossalen Baßarie im „Messias“, an welche sie stel- lenweise anklingt. Ueber die gelegentlichen langathmigen Coloraturen dürfen wohl die modernen Sänger klagen, nicht aber die Zuhörer und vollends nicht die Kritik. Wir sind am Ende musikalisch versirt genug, um nicht Alles nach dem letzten musikalischen Modejournal zugestutzt sehen zu wollen und um jeder Zeit ihre Eigenheiten als ihr gutes Recht zuzugestehen. Bei der Aufführung freute uns vor Allem, daß diesmal wirklich „Bälge athme- ten“, d. h. daß wir auf gut Händel’sch die Composition mit eingreifender Orgel zu hören bekamen. Dadurch entfiel der Nothbehelf jeder „Bearbeitung“. Die Wir- kung war die imposanteste, wie die Aufführung die glücklichste. Frau Wilt, die Herren Walter und D. Krauß, Chöre, Orchester – Alle wirkten mit einer Sorg- falt, man darf sagen mit einer Begeisterung zum Gelingen des Ganzen, welche das Werk zur vollsten Geltung brachte. Johannes Brahms leitete mit fester Meister- hand das Ganze. Das Publicum war zahlreich und sehr dankbar. A. W. Ambros. Rezensierte Veranstaltung Erstes Gesellschaftskonzert der GdM, 9. November 1873, MVgr. Erläuterungen 11f. auf den Wunsch … Swieten … näher bringe“] → Nr. 65/Erl. zur Z. 127. ◼ 19–23 Es ist lange Zeit her, … Winterreitschule aufgeführt.] Gemeint ist die Massenaufführung in der Winter reitschule am 8. und 12.  November 1840. Das Alexanderfest kam zwischen 1840 und 1873 jedoch noch am 1.  April 1860 in einem von Ferdinand Stegmayer geleiteten Konzert der Wr.  Sing akademie zur Aufführung – Ambros weist auf diese Tatsache später berichtigend hin (→ Nr.  131/Z. 170–176). ◼ 25 Dryden] John Dryden (1631–1700), engl. Dichter, Literaturkriti- ker und Dramatiker. ◼ 43 Aspasia] (um 470–um 420), griech. Philosophin, zweite Frau des Perikles. ◼ 77–80 „wollte irgend ein … amavit Jupiter] Freizitate aus: Giovanni Battista Doni, De praestantia musicae veteris […], Florenz 1647, S.  33 und 75. Der Ausspruch „Pauci, quos aequus amavit Jupiter“ ursprünglich in: Vergil, Aeneis 6,129f. ◼ 91–93 Als zu einer Zeit, … nicht ihres- gleichen!“] frei erzählt nach Friedrich Chrysander, G.  F. Händel, Bd.  2, Leipzig 1860, S.  416f. ◼ 101 Fiat experimentum in corpore vili.] lat. „Führe Experimente an wertlosen Körpern durch.“ Vermutlich Äußerung des frz. Humanisten Marc-Antoine Muret (1526–1585). ◼ 127 Be- nedetto Marcello hat einen „Timoteo“] Timoteo, o gli effetti della musica sulla poesia, uraufge- führt 1727. ◼ 130f. Peter Winter hat … einen „Timotheus“] Timoteo, o gli effetti di musica, ur- aufgeführt 1793. ◼ 138 „Preis der Tonkunst“] Die Neutextierung Preis der Tonkunst stammt von Friedrich Rochlitz; die Kantate ist unter diesem Titel 1837 bei Tobias Haslinger in Wien erschie- nen. ◼ 148 Händels Musik zum „Timotheus“] Ausführlich hat Ambros das Werk bereits 1855 beschrieben, in: Die Gränzen der Musik und Poesie, S.  4–6. ◼ 158 Ditonus und Semiditonus] große und kleine Terz. ◼ 177f. Baßarie im zweiten Theil] „Revenge, revenge“. ◼ 178 zu der kolossalen Baßarie im „Messias“] „The trumpet shall sound“. ◼ 185 mit eingreifender Orgel] gespielt von Rudolf Bibl.