Seite - 558 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

558 Dezember 1873 145 150 155 160 auch auf Schumann wirkte, bleibt dieses seltsame Mittelding zwischen Cantate, Psalm und Oratorium doch immer bemerkenswerth. Für die Soli verdienen die Damen v. Fillunger, Tomsa, Marschall und Leeder, und – nebst den schon genannten Herren Krauß und Buchholz – die Herren Holzer, Graf, Přihoda und Trutter alle Anerkennung. Fräulein v. Fillunger trug außerdem eine Arie aus Händels „Mucius Scävola“ verdienstlich und stylgerecht vor. Eine ungemein angenehme Beigabe waren kleine, vom Herrn Professor Epstein reizend gespielte Klavierstücke, besonders die von François Couperin, dem Ahnherrn aller Com- ponisten von Liedern ohne Worte, Charakterbildchen, und in dieser Beziehung dem Schumann à la Louis  XIV. Seine reizenden Bluetten, denen er meist charak- terisirende Ueberschriften giebt, mahnen fast an die gleichzeitigen zierlichen Por- zellanfigürchen, die Schäfer, Schäferinnen, Amoretten u. s. w. aus der Meißner Fabrik. Herr Epstein wird wohl noch Manches davon gelegentlich vorführen, da die Sächelchen entschieden Glück machten. Was Frau Essipoffs Concert betrifft, so könnten wir nur wiederholen, was wir von dieser ausgezeichneten Künstlerin schon gesagt, und bemerken nur noch, daß sie eben so treffliche Beethoven- und Schubert-Spielerin als Chopin- und Liszt-Spielerin ist – ihr Lorbeerkranz ist aus sehr vielen Blättern gewunden! Zwei Lieder Volckmanns, gesungen von Herrn Walter, gefielen außerordentlich und trugen dem anwesenden Componisten einen Hervorruf ein. A. W. Ambros. Rezensierte Veranstaltungen Zweites Gesellschaftskonzert der GdM, 7. Dezember 1873, MVgr. ◼ Erstes Konzert der Wr.  Singakademie, 8.  Dezember 1873, MVkl. ◼ Konzert von Annette Essipoff, 5.  Dezember 1873, Bösendorfersaal Rezensierte Werke Ahle: „Es ist genug, so nimm, Herr, meine Seele“ ◼ Johann Sebastian Bach: „Es ist genug“ aus der Kantate O Ewigkeit, du Donnerwort BWV  60, Nun ist das Heil und die Kraft BWV  50 ◼ Beet- hoven: Fantasie für Klavier, Chor und Orchester c-Moll op.  80, Klaviersonate C-Dur op.  53 (Waldstein) ◼ Couperin: Nr.  3 „La Ténébreuse“ aus Pièces de clavecin  I, Nr.  18 „Sœur Monique“ aus Pièces de clavecin  III ◼ Jacobus Gallus: „Ecce quomodo moritur justus“ ◼ Georg Friedrich Händel: Arie [näher nicht ermittelt] aus Il Muzio Scevola HV  13 ◼ Liszt: Wartburg-Lieder aus dem lyrischen Festspiel Der Brautwillkomm auf Wartburg S  345 ◼ Pergolesi: „Qui tollis“ aus Missa di S.  Emidio ◼ Praetorius: „Es ist ein Ros’ entsprungen“ ◼ Schubert: Arie zu Hérolds Das Zauberglöckchen D  723, Klaviertrio B-Dur D  898, Ouvertüre zu Fierrabras ◼ Schumann: Adventlied op.  71 ◼ Volkmann: Nr.  1 „Ein Lebewohl“ und Nr.  2 „Auf der Stelle, wo sie sass“ aus 3  Lieder op.  72, Konzertstück c-Moll für Klavier und Orchester op.  42 Erläuterungen 13 „Hallelujah“] aus Messiah. ◼ 24 Johann Rudolf Ahle] (1625–1673), dt. Komponist und Organist. ◼ 37f. des Heine’schen Marcus Tullius Maßmannus] Heinrich Heine, Deutschland. Ein Wintermärchen (Caput 11). ◼ 39 Moriamus pro rege nostro] lat. „Wir sterben für unseren König.“ Eigtl.: „Moriamur pro rege nostro.“ („Wir wollen für unseren König sterben.“) – Be-